15.05.2024 Sport — Ausschuss — hib 327/2024

Sachverständige lehnen Verbot des Sportsponsorings ab

Berlin: (hib/HAU) Das Sponsoring durch die Wirtschaft ist eine unverzichtbare Finanzierungsquelle für den Sport. Daher hätte ein Verbot des Sportsponsorings gravierende Folgen - sowohl für den Spitze- als auch für den Breitensport, machten die zu einer öffentlichen Sitzung des Sportausschusses am Mittwoch geladenen Sachverständigen deutlich.

Um sicherzustellen, dass Sportsponsoring auch in Zukunft eine tragende Säule des deutschen Sportsystems darstellen kann, braucht es aus Sicht von Inka Müller-Schmäh, Geschäftsführerin der Vereinigung Sportsponsoring-Anbieter, einen praktikablen und handhabbaren Rechtsrahmen, der sowohl den Interessen der Sportvereine und -verbände im Spitzensport und im Breitensport als auch den Unternehmen gerecht wird. Die rechtlichen Rahmenbedingungen für das Sportsponsoring müssten „verhältnismäßig und praktikabel“ gestaltet sein, um sowohl für große als auch für kleinere Sportvereine und Unternehmen ohne Rechtsabteilungen umsetzbar zu sein.

„Sportsponsoring muss möglich bleiben, egal wo, wann und wie Sport stattfindet und übertragen wird“, sagte sie. Aktuelle politische Debatte über mögliche Sponsoringverbote in sensiblen Bereichen wie Lebensmittel, Alkohol und Glückspiel könnten die finanziellen Grundlagen des Sports „erheblich schwächen“.

Auch der Sportökonom Christoph Breuer von der Deutschen Sporthochschule Köln betonte, der Sport könne auf Sponsoring kaum verzichten, weil die Kompensationsmöglichkeiten sehr eingeschränkt seien. Gleichzeitig räumte er ein, dass „bestimmte Sponsoringbotschaften auch negative Auswirkungen auf das Gemeinwohl haben“. Ein Verbot sei dennoch nicht zu empfehlen, so Breuer. Zum einen würde damit dem Sport die Kraft genommen, „Gutes für die Gesellschaft zu tun“. Zum anderen bestünden genügend Möglichkeiten einer „kommunikativen Gegensteuerung“, mit denen negative Auswirkungen begrenzt werden könnten, „ohne das die Finanzierungsquelle für den Sport wegbrechen muss“.

Nur wenn das Sportsponsoring seine kommunikativen und kreativen Freiheiten beibehalten kann, werde es fest im Marketing-Mix der Unternehmen verankert bleiben und könne so einen wesentlichen Beitrag zur Finanzierung des organisierten Sports leisten, sagte Heike Kramer, Leiterin Gesellschaftliches Engagement und Veranstaltungsmanagement beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV).

Der DSGV baue im Auftrag der Sparkassen ein strategisches Dach der Sportförderung auf, sagte sei. „Dabei wird alles unterstützt, was Sie sich nur denken können“, machte Kramer an die Abgeordneten gewandt deutlich. Das gehe von den Trikots der E-Jugend bis hin zur Unterstützung von Sanierungsmaßnahmen der Sportinfrastruktur und der Ausrichtung der Sportabzeichen-Wettbewerbe, was zum Breitensport-Segment gehöre. Eine weitere Säule stellten die Eliteschulen des Sports dar. Zudem sei der DSGV Top-Partner des deutschen olympischen und paralympischen Teams.

Sylvia Schenk, Leiterin der Arbeitsgruppe Sport bei Transparency International Deutschland, machte darauf aufmerksam, dass Sportsponsoring in Deutschland nicht nur eine bedeutende Finanzquelle für den Breiten- und Spitzensport sei, sondern auch „für die Wirtschaft wichtig ist“. Unternehmen könnten über den Sport wichtige Botschaften senden. „Das ist eine Partnerschaft und eine win-win-win-Situation“, sagte Schenk.

Klar sei aber auch, dass alle Beteiligten sehr verantwortlich mit dem Instrument des Sportsponsorings umgehen müssen. Das gelte für die Sportorganisationen ebenso wie für die Unternehmen. Daher werde auf beiden Seiten ein Sportsponsoring-Konzept benötigt, mit dem sehr klar werden müsse, welche Zielstellungen jeweils verfolgt werden. Zum Thema Sportwetten sagte Schenk: Diese Werbung müsse so gestaltet werden, dass sie nicht gezielt junge Leute anspricht und bei ihnen den Eindruck entstehen lässt, es handle sich gar nicht um ein Glückspiel und man könne mit etwas Wissen dort gewinnen, wie es der Sportwettenanbieter Interwetten suggeriere. Dagegen müsse präventiv vorgegangen werden, sagte Schenk.

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