26.01.2022 Sport — Ausschuss — hib 31/2022

Vorfreude und Anspannung vor den Winterspielen in Peking

Berlin: (hib/HAU) Wenige Tage vor Beginn der Olympischen Winterspiele 2022 in Peking herrscht unter den deutschen Athleten große Vorfreude aber auch Anspannung. „Die Athletinnen und Athleten haben jahrelang auf dieses Ereignis hingearbeitet und wollen die Chance nutzen, sich mit den Besten der Welt zu messen“, sagte der Geschäftsführer des Vereins Athleten Deutschland, Johannes Herber, am Mittwoch vor dem Sportausschuss. Gleichwohl habe die Pandemiesituation zu großen Anspannungen unter den Sportlern geführt. Viele, so Herber, hätten sich in persönliche Blasen begeben und dennoch „vor jedem Test gezittert“. Problematisch sei auch die eingeschränkte Meinungsfreiheit der Athleten in China. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) könne nach wie vor nicht garantieren, dass in solchen Fällen die Sportler nicht mit Repressalien überzogen werden, kritisierte der ehemalige Basketball-Nationalspieler. Beachvolleyballerin Karla Borger, Präsidentin von Athleten Deutschland, sprach von großen Herausforderungen für die Athleten. Neben der Corona-Pandemie sorgten auch Unsicherheiten bei den Themen Meinungsfreiheit, Menschenrechte und Datensicherheit für eine hohe psychische Beanspruchung. „Das sind schon krasse Spiele, die den Athleten vieles abverlangen“ sagte Borger.

Eine konkrete Medaillenvorgabe für die Winterspiele gibt es nach Aussage des Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Thomas Weikert, nicht. „Wenn wir in der Länderwertung zwischen Platz 2 und Platz 6 landen sind wir sehr zufrieden“, sagte er. Die in diesem Winter gezeigten Leistungen der Athleten stimmten ihn optimistisch, „dass es sich in dem Bereich einpegelt“.

Auf die Menschenrechtslage in China angesprochen, machte Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS), deutlich, dass in dem Land keine Olympischen und auch keine Paralympischen Spiele hätten stattfinden dürfen. Allerdings sei die Alternative zu Peking das autoritär regierte Kasachstan gewesen. Mit Blick auf die schon im Vorfeld aufgrund von ablehnenden Bürgerentscheiden gescheiterte Bewerbung Münchens für die Winterspiele 2022 konstatierte Beucher, es sei nicht gelungen, „in der Gesellschaft eine Bereitschaft für Olympische und Paralympische Spiele im eigenen Land zu schaffen“. DOSB-Präsident Weikert forderte für die Zukunft einen Zusammenschluss von „Bevölkerung, Gesellschaft, Politik und Wirtschaft“, um Olympische Spiele künftig auch wieder in Deutschland austragen zu können.

Bei den Spielen in Peking sollen die Athleten ihre sportliche Leistung abliefern können, sagte er weiter. Die Menschenrechtslage werde man bewerten, wenn es entsprechende Fälle gibt. Einig waren sich Athletenvertreter und Verbandspräsidenten in ihrem Wunsch, die Athleten mögen nach ihrer Rückkehr von den Spielen gebührend empfangen werden, „egal ob sie eine Medaille gewonnen haben oder auch nicht“, wie Borger betonte.

Was die Situation des Breitensports in Deutschland in Zeiten der Pandemie-Einschränkungen angeht, so konstatierten sowohl Weikert als auch Beucher einen Mitgliederschwund bei den Vereinen - vor allem bei den Indoor-Sportarten. „Wir wissen nicht, wie wir das wieder auffangen können, weil sehr viele kleine Vereine, die sich über Rehabilitationssport refinanzieren, keine Geldmittel haben, um die Sach- und Betriebskosten abzudecken“, sagte DBS-Präsident Beucher. Aus Sicht von Weikert stehen die mehr als 90.000 Sportvereine in Deutschland an einem kritischen Punkt. Zwar sei es gut, dass es in diesem Winter keine „pauschalen Verbote“ gegeben habe. „Von Normalität im Sport sind wir aber meilenweit entfernt“, sagte der DOSB-Präsident, der auch pragmatische Lösungen im Kinder- und Jugendsport forderte. 3G, so Weikert, müsse hier ausreichend sein.

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