Momentum für Nachhaltigkeit „so groß wie noch nie“
Berlin: (hib/HAU) Für den Vorsitzenden des Rates für Nachhaltige Entwicklung (RNE), Werner Schnappauf, ist derzeit das Momentum für Nachhaltigkeit „so groß wie noch nie“. Während einer Sitzung des Parlamentarischen Beirates für nachhaltige Entwicklung am Mittwochabend forderte Schnappauf, trotz allen Krisenmanagements den Kompass für die nachhaltige Entwicklung nicht aus den Augen zu verlieren, „sondern ihn ganz bewusst zur Lösung der anstehenden Herausforderungen einzusetzen“. Er sei davon überzeugt, dass die Parlamentsmehrheit und die Bundesregierung den Kompass richtig gestellt haben. „Die Richtung muss lauten: Transformation“, betonte der Vorsitzende des Rates für Nachhaltige Entwicklung. Durch den Ukraine-Krieg sei noch deutlicher geworden, „dass wir die Transformation beschleunigen müssen, so schnell wie möglich Sonne und Wind in unsere Energieversorgung einbauen müssen und so schnell wie möglich grünen Wasserstoff zur Dekarbonisierung der Industrie einsetzen müssen“.
Was im Klimaneutralitätsgesetz als Zielvorgaben angelegt sei, gelte es zu beschleunigen, forderte Schnappauf. „Wir müssen unsere wirtschaftliche Entwicklung vom Ressourcenverbrauch abkoppeln.“ Aus den Dauerkrisen der vergangenen Jahre gelte es zu lernen und eine resiliente Wirtschaft zu schaffen.
Als Nachhaltigkeitspolitiker müsse man aber auch zu akzeptieren bereit sein, „wenn im akuten Krisenmanagement gesagt wird, wir brauche jetzt mehr heimische Braunkohle“, sagte der Ratsvorsitzende. Dennoch dürfe der Kompass nicht aus den Augen verloren werden. „Der Planet wartet nicht“, so Schnappauf unter Verweis auf die „ohnehin schon überschrittenen planetarischen Grenzen“.
Ganz wichtig sei es aber auch, die Bevölkerung mitzunehmen. „Wir dürfen nicht zulassen, dass über den Transformationsprozess der Teil der Bevölkerung, der nicht in der Lage ist, die rasant steigenden Preise zu leisten, verloren wird“, warnte er.
Der Vorsitzende des Rates für Nachhaltige Entwicklung sprach vor den Abgeordneten auch über das „Gemeinschaftswerk Nachhaltigkeit“, das von Bund und Ländern initiiert und vom Rat für Nachhaltige Entwicklung koordiniert werde. Geschaffen werden soll eine virtuelle Plattform, um alle Nachhaltigkeitsinitiativen in Deutschland zusammenzuführen, „um voneinander Kenntnis zu bekommen, voneinander zu lernen und zu kollaborieren“. Mit diesem Mitmach-Tool solle es gelingen, die Bevölkerung für den Prozess der Transformation zu begeistern, „um künftig umweltverträglich zu leben und zu wirtschaften“, sagte Schnappauf.
Nachhaltigkeit sein ein Thema für die gesamte Bevölkerung „und nicht nur für städtische Eliten“, machte auch der Generalsekretär des Rates für Nachhaltige Entwicklung, Marc-Oliver Pahl, deutlich. Nachdem es schon seit mehreren Jahren einen regen Austausch mit mehr als 40 Oberbürgermeistern gebe, werde dieser nun breiter angelegt. Inzwischen gebe es auch einen Landkreis-Dialog zur nachhaltigen Entwicklung, sagte Pahl. Bauen und Mobilität seien beispielsweise Themen, die auf dieser Ebene beraten werden.
Der Rat für Nachhaltige Entwicklung, so dessen Generalsekretär, habe im Übrigen auch den Anspruch, sich aktuellen politischen Debatten zu stellen. Das sei während der Corona-Pandemie passiert und werde auch während des Ukrainekrieges fortgesetzt. Hier gehe es um Energie- und Ernährungsfragen „im globalen Kontext“.
Der Rat wolle nicht immer nur mit den gleichen Leuten sprechen „und die ewigen Wahrheiten austauschen“, sagte Pahl weiter: „Wir wollen da hingehen, wo es wehtut, wo es Interessenskonflikte gibt, und wo das Nachhaltigkeitsprinzip mit seiner langfristigen Ausrichtung helfen kann“, kündigte er an.