Aufarbeitung deutscher Kolonialvergangenheit in Kamerun
Berlin: (hib/AHE) Zur Aufarbeitung von Justizurteilen der deutschen Kolonialverwaltung im westafrikanischen Kamerun vor mehr als hundert Jahren äußert sich die Bundesregierung in der Antwort (20/1827) auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke (20/1590). Die Abgeordneten hatten sich insbesondere nach einer Rehabilitierung des Königs des Duala-Volkes Rudolf Manga Bell erkundigt. Bell sei wie sein Vertreter Ngoso Din wegen angeblichen „Hochverrats“ verurteilt und 1914 auf Befehl des deutschen Gouverneurs erhängt worden.
Wie die Bundesregierung schreibt, steht sie über die Botschaft Jaunde seit Jahren im regelmäßigen Austausch mit Prinzessin Marilyn Douala Manga Bell, die als Initiatorin einer Petition zur Rehabilitierung von Rudolf Manga Bell und Ngoso Din auftrete. Die Bundesregierung unterstütze Bells Aktivitäten, mit denen sie einen wichtigen Beitrag zur Bewahrung des Andenkens an das schreckliche Schicksal von Rudolf Manga Bell leiste. Da die Aufarbeitung der Kolonialvergangenheit durchaus sensible Identitätsfragen in den Nachfolgegesellschaften aufwerfe, sei der Umstand, ob ein Rehabilitierungsbegehren seitens der Duala oder der Nachkommen der Ermordeten bestehe, von großer Bedeutung, heißt es in der Antwort weiter. Für die Bundesregierung sei bei der Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte „in allen Fällen ein partnerschaftlicher Dialog mit den Regierungen und Gesellschaften der Nachfolgestaaten maßgeblich für eine Überwindung kolonialer Kontinuitäten und für eine Begegnung auf Augenhöhe.“