23.06.2022 Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung — Ausschuss — hib 323/2022

Experten betonen Notwendigkeit von Frühwarnsystemen

Berlin: (hib/DES) Krisen wie die Corona-Pandemie stellen Gesellschaft, Wissenschaft und Politik vor große Herausforderungen. Um auf zukünftige Krisen möglichst gut vorbereitet zu sein, braucht es Frühwarnsysteme und Resilienzstrategien, darin waren sich die Experten beim öffentlichen Fachgespräch des Büros für Technikfolgenabschätzung (TAB) am Mittwochnachmittag im Bundestag einig. Es müsse davon ausgegangen werden, dass Krise zum Normalzustand werden dürfte. Zum Thema „Resilienz von Gesellschaft, Politik und Wirtschaft durch Krisenvorhersage stärken - Lehren aus der Coronakrise“ tauschten sich Experten aus Wissenschaften und Politik im Bildungsausschuss aus.

Ilona Kickbusch, Mitglied im Global Preparedness Monitoring Board, geht davon aus, dass Pandemien in Zukunft häufiger auftreten werden. Die Corona-Pandemie habe einige Erkenntnisse darüber geliefert, wie Frühwarnsysteme konzipiert werden müssen. So komme es unter anderem bei Systemen und Reaktionen darauf an, interdisziplinär vorzugehen und nicht nur im nationalen Kontext zu denken. Auch müssen die Daten, nach dem ein Frühwarnsystem arbeitet, verlässlich sein. Ebenso wichtig sei es aber, Vertrauen in Daten und politische Abläufe zu schaffen, damit in Krisenzeiten Systeme gut funktionierten.

Die Bedeutung von Daten und globalen Absprachen betonten auch Siegfried Behrendt und Michael Evers-Wölk vom Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertungen (IZT). Für das Büro für Technikfolgenabschätzung arbeiten sie aktuell an einer Studie zu einem Krisenradar. Dabei untersuchen sie, wie Frühwarnung in Deutschland aktuell funktionieren, welche Schwierigkeiten bestehen sowie welche Lehren sich aus der Pandemie ziehen lassen. Behrendt zeigte sich überrascht, wie wenig Kenntnis es in Deutschland über Frühwarnsysteme gebe. Ein Problem liege darin, dass einer Frühwarnung nicht immer eine frühzeitige Reaktion folge.

Impulse für effektive Frühwarnsysteme kamen von Wissenschaftlern, die ihre aktuellen Projekte vorstellten.

Christoph Lippert von der Universität Potsdam forscht zu den Potentialen von „Datenverknüpfung und künstlicher Intelligenz“. Im dem Projekt, das im Herbst 2021 gestartet ist, habe er unter anderem basierenden auf GPS-Daten einen Kontaktindex erstellt, durch den sich beobachten lasse, wie sich die Kontakte der Menschen während der Pandemie veränderten.

Die Politikwissenschaftlerin Annette Elisabeth Töller von der FernUniversität Hagen adressierte die Interaktion von Wissenschaft und Politik. „Nicht immer wenn man politisch handeln muss, hat man schon wissenschaftliche Evidenz“ benannte sie eines der Probleme. Politische Prozesse seien sehr stark situativ gesteuert. Es sei wichtig, transparent mit der Bevölkerung zu kommunizieren, um deutlich zu machen, wie weit wissenschaftliche Expertise geht, was sie leisten kann und was nicht.

Mit der „transformativen Resilienz“, die unter anderem anpassungsfähig auf Krisen reagieren kann, beschäftigt sich Stephan Rammler vom IZT. Es müsse bei der Planung von Krisensystem auch eine gewisse Agilität mitgedacht werden.

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