01.08.2022 Inneres und Heimat — Antwort — hib 390/2022

Verhältnis der „Siege“-Ideologie zu„Akzelerationismus“

Berlin: (hib/STO) Das Verhältnis der sogenannten „Siege“-Ideologie zu rechtem „Akzelerationismus“ ist ein Thema der Antwort der Bundesregierung (20/2841) auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke (20/2547). Danach ist die „Siege“-Ideologie „eine Ausprägung des eher abstrakten Konzepts des (rechten) Akzelerationismus, dessen Ursprung im universitären Umfeld zu finden ist“.

Nachdem eine rechtsextremistische Vereinnahmung des ursprünglich kommunistischen Konzepts des Akzelerationismus stattgefunden hatte, sickerte dieses Konzept unter anderem über rechtspopulistische Nachrichtenplattformen in die rechtsextremistische Digitalsphäre vor, wie die Bundesregierung ausführt. Dort sei es mit rassistischen und antisemitischen Narrativen aufgeladen und von Stimmen unterstützt worden, die einen konkreten Plan zur Umsetzung forderten.

„In Siege (als englischsprachiges Wort, übersetzt: “Belagerung„), einer Sammlung von Schriften aus den 1980er Jahren des Rechtsextremisten James Nolan Mason, finden sich unter anderem Gedankenspiele hinsichtlich eines rassistisch-terroristischen Guerillakrieges, der sich primär gegen Infrastruktur und politische Führungspersonen zu richten habe, um die Gesellschaft in einen Rassenkrieg zu stürzen“, heißt es in der Antwort weiter. Dieser Krieg „sei die ultimative Bewährungsprobe für die weiße Rasse“. Das Buch enthalte detaillierte Beschreibungen möglicher Anschlagsziele, operativer Vorbereitungen und einer ideologischen Indoktrinierung, deren Ziel eine „Leaderless Resistance“ ist. Die „Siege“-Ideologie verbinde insoweit die Elemente der abstrakten akzelerationistischen Theorien mit konkreten Beschreibungen möglicher Handlungen,

Das erklärte Ziel von Anhängern der „Siege“-Ideologie ist laut Bundesregierung der gewaltsame Niedergang der als korrupt und irreparabel empfundenen Gesellschaft in jeglicher Form und Ausprägung. Ein bloßer „Regime-Change“, also der Sturz der Regierung und ihrer Repräsentanten, werde als nicht ausreichend angesehen, „da die (westliche) Zivilisation mit ihren Normen und Institutionen in ihrer Gesamtheit als durch und durch verdorben“ wahrgenommen werde. Oft werde die „Transition“ zur angestrebten faschistischen Gesellschaftsordnung mit einem „Rassenkrieg“ gleichgesetzt, „der angesichts der drohenden ,Überfremdung' durch gegenläufige Geburtenraten (Stichwort: White Genocide) sofort begonnen werden müsse, da sonst eine zahlenmäßige Unterlegenheit drohe“.

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