Katastrophenmediziner: Deutschland schlecht vorbereitet
Berlin: (hib/SCR) Deutschland ist nach Einschätzung des Mediziners Stefan Gromer schlecht auf eine mögliche weitere Katastrophe vorbereitet. „In der Katastrophenmedizin hat kaum jemand wirklich Expertise. In dem Bereich ist bislang fast nichts professionalisiert. Da liegt etwas im Argen“, sagte der Direktor des Deutschen Instituts für Katastrophenmedizin der Wochenzeitung „Das Parlament“.
Organisatorische Defizite seien sowohl in der Corona-Pandemie als auch bei der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz im vergangenen Jahr deutlich geworden. Gromer sagte: „Es wäre kostspielig, wenn man sich adäquat auf solche Szenarien vorbereiten wollte, daher wird das in der Politik nicht gerne gehört.“
Problematisch für den Katastrophenschutz ist nach Ansicht des Facharztes für Anästhesie die Krankenhauslandschaft in Deutschland. Viele Krankenhäuser seien privatisiert, und Privatkliniken ließen sich nicht einfach so einbinden in den Katastrophenschutz. Wenn Krankenhäuser 95 Prozent Auslastung anstrebten, weil sie hocheffizient arbeiten wollten, gebe es keine Bettenreserve und damit keine Aufnahmekapazitäten. „Das haben wir in den vergangenen 25 Jahren falsch gemacht.“
Das Interview im Wortlaut: https://www.das-parlament.de/2022/36/themenausgaben/908580-908580
Das Interview ist Teil einer Themenausgabe von „Das Parlament“ zum Bevölkerungs- und Katastrophenschutz. Weitere Themen der Ausgabe:
Bis wann ist es Vorsorge und ab wann ist es Verschwörungstheorie? In ihrem Text wirft „Das Parlament“-Redakteurin Elena Müller einen Blick auf die sehr heterogene Gruppe der „Prepper“ - Menschen, die versuchen, sich so gut wie möglich auf jede annehmbare Katastrophe vorzubereiten.Link zum Text: https://www.das-parlament.de/2022/36/themenausgaben/908606-908606
Es gibt in Deutschland aktuell noch 599 öffentliche Anlagen für den Zivilschutz. Funktionsfähig ist keine davon, wie „Das Parlament“-Redakteurin Denise Schwarz in ihrem Text berichtet. Link zum Text: https://www.das-parlament.de/2022/36/themenausgaben/908562-908562
Im Interview gibt der Politikwissenschaftler Wolfgang Schroeder Auskunft über die Frage: Wir wirkt Expertise? „Politikberatung im systematischen Sinne kann nur gelingen, wenn alle, die politisch mitsprechen können, auch sensibel und offen für Beratung sind“, führt Schroeder aus. Link zum Interview: https://www.das-parlament.de/2022/36/themenausgaben/908600-908600
In Deutschland kann kein „Ausnahmezustand“ ausgerufen werden. Trotzdem kann der Gesetzgeber schnell auf Notlagen reagieren, wie Christian Rath in seinem Text ausführt. Link zum Text: https://www.das-parlament.de/2022/36/themenausgaben/908566-908566
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