Koalition will Grundbildung im globalen Süden stärken
Berlin: (hib/VOM) SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP wollen in einem gemeinsamen Antrag (20/3495) das Recht auf Bildung stärken und die Grundbildung im „globalen Süden“ als Basis gesellschaftlicher Teilhabe auf- und ausbauen. Der Antrag wird am Mittwoch erstmals im Bundestag beraten. Laut den Vereinten Nationen und der Weltbank hätten bereits vor der Covid-19-Pandemie 258 Millionen Kinder weltweit keinen Zugang zur Grundbildung gehabt, schreiben die Fraktionen. Mehr als 50 Prozent der Kinder, die in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen zur Schule gehen, könnten bis zum Ende der Grundschulzeit keinen einfachen Text lesen und verstehen. Es sei zu erwarten, dass dieser Anteil auf bis zu 70 Prozent ansteigt. Als Schulen aufgrund der Pandemie in der ganzen Welt geschlossen worden seien, hätten mehr als 370 Millionen Kinder den Zugang zu Schulmahlzeiten verloren, was für viele die einzige verlässliche Quelle der täglichen Ernährung gewesen sei.
Die Fraktionen fordern die Bundesregierung daher auf, das öffentliche Bildungssystem in den Partnerländern der Entwicklungszusammenarbeit zu stärken, beispielsweise dadurch, dass „gender-responsive und traumasensible Planungen im Bildungssektor“ und der Aufbau von öffentlichen Monitoringsystemen gefördert werden. Öffentliche Aufklärungskampagnen über Geschlechtergerechtigkeit, die Bereitstellung von Ressourcen für die Menstruationshygiene, geeignete Sanitäreinrichtungen, geschlechtergerechte Lehrpläne und Bildungsmaterialien sowie der Bau von Schulen in der Nähe von Gemeinden sollten unterstützt werden.
Die Fraktionen plädieren ferner dafür, auf die kontinuierliche Bereitstellung von Schulmahlzeiten in Bildungseinrichtungen hinzuwirken. Gemeinden und vor allem Schulen sollten durch die dezentrale und nachhaltige Elektrifizierung mithilfe erneuerbarer und unabhängiger Energieversorgung unterstützt werden. Die Abgeordneten wollen darüber hinaus, dass grenzübergreifende Zugänge zu Kultur und Bildung über ein verstärktes Engagement im Rahmen der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik der Bundesregierung ausgebaut werden. Sie erhoffen sich dadurch den Aufbau langfristiger Netzwerke und die Entschärfung von Konflikten.
Bildungsinitiativen für Kinder und Jugendliche auf der Flucht wollen die Fraktionen auch außerhalb von Lagern für Geflüchtete in Krisen- und Konfliktregionen vermehrt unterstützt wissen. Die Bundesregierung solle sich zudem dafür einzusetzen, dass Angriffe auf Schulen und andere Bildungseinrichtungen überwacht werden, um eine schnelle Reaktion, Untersuchung und strafrechtliche Verfolgung der Verantwortlichen zu ermöglichen. Schließlich verlangen die Fraktionen, dass das Lernen über die Klimakrise, die Agenda 2030 der Vereinten Nationen und die Bildung für nachhaltige Entwicklung stärker als bisher in Lehrplänen berücksichtigt wird.