WFP-Chef Beasley warnt vor globaler Ernährungskrise
Berlin: (hib/JOH) Der Chef des Welternährungsprogramms (WFP), David Beasley, warnt vor einer globalen Nahrungsmittelkrise im kommenden Jahr und in deren Folge vor einer Massenmigration. Schon die Klimakrise und die Corona-Pandemie hätten Millionen Menschen zusätzlich in den Hunger getrieben, berichtete er am Nachmittag im Menschenrechtsausschuss. Nun habe der russische Angriff auf die Ukraine, „dem Brotkorb der Welt“, die Lage dramatisch verschärft. Seien bei seinem Amtsantritt im April 2017 80 Millionen Menschen akut vom Hungertod bedroht gewesen, seien es jetzt 345 Millionen, erläuterte der WFP-Chef. Jahrelange Erfolge bei der Hungerbekämpfung seien zunichte gemacht worden.
Betroffen sind ihm zufolge vor allem Länder in Subsahara-Afrika und im Nahen sowie Mittleren Osten, die stark von Getreide- und Düngemitteln aus Russland und der Ukraine abhängig seien. Der Krieg verhindere den Export von Getreide, Düngemitteln und Treibstoffen und verteuere diese stark. 50 Prozent der Nahrungsmittel könnten jedoch nur dank Düngemitteln angebaut werden. Fielen diese - auch durch die gegen Russland verhängten Sanktionen - weg, „haben wir ein umso größeres Problem“.
Der WFP-Exekutivdirektor appellierte an die Staatengemeinschaft, mehr Geld zur Verfügung zu stellen, um die Versorgungssicherheit in den betroffenen Ländern zu sichern und Hungersnöte, Destabilisierung und Massenflucht zu verhindern. Es sei zehnmal günstiger, vor Ort für eine regelmäßige Versorgung mit Schulessen zu sorgen, als sich später um Geflüchtete zu kümmern. Deutschland habe diese harte Lektion durch die Erfahrungen während des syrischen Bürgerkrieges gelernt und daraufhin sein Engagement für das Welternährungsprogramm deutlich erhöht. Es übernehme seither Verantwortung „in nie dagewesener Art und Weise“, lobte er.
Beasley betonte, Umfragen zufolge wollten die meisten Menschen, die Hilfen vom Welternährungsprogramm erhielten, ihr Zuhause nicht verlassen. Aber dafür bräuchten sie mehr denn je Unterstützung. Er sprach in dem Zusammenhang auch von strategischen Finanzmitteln. Nur mit konsequenter Hilfe könne verhindert werden, dass islamistische Gruppierungen Lebensmittel und Medikamente als Rekrutierungsstrategie nutzten und Familien bereits junge Mädchen unter zwölf Jahren verheiraten würden.