21.11.2022 Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz — Unterrichtung — hib 672/2022

Regierung legt Moorschutzstrategie vor

Berlin: (hib/SAS) Schutz, Wiederherstellung und nachhaltige Bewirtschaftung von Mooren - darauf zielt die nationale Moorschutzstrategie der Bundesregierung. Sie ist Teil des Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz und liegt nun als Unterrichtung (20/4427) vor.

Moore seien einzigartige Lebensräume hochspezialisierter Tier- und Pflanzenarten, schreibt darin die Bundesregierung. Sie spielten außerdem eine wichtige Rolle für den Klimaschutz: Als Langzeitspeicher für Kohlenstoff seien sie ein „zentraler Baustein des Natürlichen Klimaschutzes“.

Moore, die in einem intakten Zustand sind, sollen daher dauerhaft geschützt werden. Dafür will die Bundesregierung gesetzlich festlegen, dass der Moorschutz im öffentlichen Interesse liegt. „Eine Inanspruchnahme dieser Flächen für wirtschaftliche Belange wird ausgeschlossen“, heißt es in der Strategie. Doch mehr als 90 Prozent der Moorböden in Deutschland sind der Bundesregierung zufolge entwässert und werden vor allem für die Land- und Forstwirtschaft sowie als Siedlungs- und Verkehrsflächen genutzt.

Ihre Funktion als Kohlenstoffsenken haben sie damit verloren - eine zusätzliche Belastung für das Klima: Werden Moorböden nämlich entwässert, kommt der Torf, aus dem sie bestehen, mit Luft in Berührung, und große Mengen an Kohlenstoffdioxid (CO2) werden freigesetzt. Gegenwärtig stammten 7,5 Prozent, also circa 53 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente der Treibhausgasemissionen aus der Zersetzung von Moorböden infolge von Entwässerungsmaßnahmen und Torfnutzung, führt die Bundesregierung an. Ein weiteres Problem stellt ihr zufolge auch die Freisetzung von Nähr- und Schadstoffen und deren Eintrag in Gewässer dar, heißt es in dem Strategiepapier. Die Gefahr einer Eutrophierung, also einer übermäßigen Nährstoffanreicherung, erhöhe sich deutlich.

Im Zentrum der Strategie stehen daher Ziele und Maßnahmen, um entwässerte Moorböden wiederherzustellen und nachhaltig zu bewirtschaften. Möglichst viele Flächen sollten „mittel- und langfristig“ wiedervernässt werden, heißt es dazu in der Unterrichtung. Dadurch könnten die jährlichen Treibhausgasemissionen aus Moorböden bis zum Jahr 2030 um mindestens fünf Millionen Tonnen Kohlendioxidäquivalent reduziert werden.

Als nachhaltige Bewirtschaftungsform von Moorflächen verweist die Bundesregierung auf die Paludikultur, also die Kultivierung und Verwertung von Pflanzen, die an hohe Wasserstände angepasst sind: So etwa Torfmoose, die als Torfersatzstoff genutzt werden könnten, Sonnentau und Fieberklee für medizinische Zwecke und Schilf, Rohrkolben und Rohrglanzgras für Dämm- und Baustoffe, Biokohle oder die Energiegewinnung. Aber auch die Nutzung weiterer Pflanzen und die Herstellung innovativer Produkte sei denkbar, schreibt die Bundesregierung. In jedem Fall sieht die Strategie vor, nasse Moore möglichst so zu nutzen, dass sie auch auf anderen Ebenen einen Mehrwert haben. So könnten wiedervernässte Flächen künftig auch als Standort für Photovoltaik-Anlagen dienen.

Um den Transformationsprozess vorantreiben setzt die Bundesregierung auf den „Schulterschluss mit der örtlichen Bevölkerung, Flächeneigentümern und -nutzern sowie Anrainern“: Die nationale Moorschutzstrategie baue auf „kooperativen Ansätzen und verstärkter Öffentlichkeitsarbeit auf“, erklärt die Bundesregierung. Für Landwirte seien finanzielle Anreize geplant, Moore wiederherzustellen und nachhaltig zu bewirtschaften.

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