30.03.2023 Sport — Ausschuss — hib 238/2023

Kritik an IOC-Empfehlung zur Rückkehr russischer Sportler

Berlin: (hib/HAU) In einer gemeinsamen Erklärung fordern die Mitglieder des Sportausschusses von SPD, CDU/CSU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP das Internationale Olympische Komitee (IOC) und das Internationale Paralympische Komitee (IPC) sowie die internationalen Sportfachverbände auf, am Ausschluss russischer und belarussischer Athletinnen und Athleten uneingeschränkt festzuhalten. „Anderslautende Pläne des IOC und den gegenteiligen Beschluss des Internationalen Fechtverbandes (FIE) halten wir für ein falsches Zeichen“, schreiben die Abgeordneten in ihrer Erklärung, der sich die Fraktionen von AfD und Die Linke nicht anschlossen, wie bei der Sportausschusssitzung am Mittwoch deutlich wurde.

Die Sportpolitiker der Koalitionsfraktionen sowie der Unionsfraktion begrüßen der Erklärung zufolge, „dass sich der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) in dieser Frage mittlerweile klar positioniert hat“. Die deutschen Sportfachverbände werden aufgefordert, Haltung zu zeigen und sich in den internationalen Gremien gegen die Wiederzulassung russischer und belarussischer Athletinnen und Athleten zu stellen. Einen deutschen Boykott der Olympischen Spiele 2024 in Paris lehnen die Abgeordneten ab. „Auch wenn das IOC die Sportlerinnen und Sportler aus Russland und Belarus zu den Olympischen Spielen 2024 in Paris zulässt, sollte in der jetzigen Situation Deutschland die Spiele nicht boykottieren“, heißt es in der Erklärung. Dies ginge nur zulasten der betroffenen Athletinnen und Athleten.

Mit der Erklärung solle ein Signal gesetzt werden, sagte Sabine Poschmann (SPD) während der Ausschusssitzung. Der Ausschluss der russischen und belarussischen Athleten nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine sei richtig gewesen, befand sie. Da sich an der Situation nichts geändert habe, gebe es auch keinen Anlass, die Entscheidung rückgängig zu machen. Ukrainischen Athleten sei es nicht zuzumuten, bei Wettkämpfen gegen russische und belarussische Athleten antreten zu müssen.

Stephan Mayer (CDU/CSU) nannte die „Empfehlung“ des IOC, russische und belarussische Athleten zu Sportwettkämpfen wieder zuzulassen, einen groben Fehler. „Das ist ein Schlag ins Gesicht der ukrainischen Athletinnen und Athleten“, sagte er. Ihnen sei es nicht zuzumuten, mit russischen und belarussischen Athleten an den Start zu gehen, während ihre Heimatstädte von russischen Streitkräften bombardiert würden. Klar sei aber auch, dass nicht am Ende die deutschen Sportler Leidtragende dieser sehr verheerenden Entwicklungen sein dürften, sagte Mayer. Die Unionsfraktion sei daher ganz klar gegen einen Boykott der Sommerspiele 2024 durch Deutschland.

Philip Krämer (Bündnis 90/Die Grünen) forderte auch für den internationalen Sport eine Zeitenwende. Die intensiven Verbindungen zu russischen Geldgebern und anderen Autokratien machten es beispielsweise den Weltfechtverband so schwer, sich gegen Russland zu positionieren. Auch deutsche Verbände müssten genauer schauen, in welche Abhängigkeiten man sich da hineinbegebe. Für ihn, so Krämer weiter, sei es nicht vorstellbar, wie nun bei Sportwettkämpfen „Täter gegen Opfer“ antreten sollten. Was einen deutschen Boykott angeht, so sei das zum jetzigen Zeitpunkt schwierig. In Einzelfällen müsse aber diskutiert werden, ob es nicht auch für deutsche Athleten möglich sein muss, an Wettkämpfen nicht teilzunehmen. Dies dürfe dann aber zumindest keine finanziellen Nachteile für die Sportler haben.

Seine Fraktion habe großes Verständnis und auch Sympathie für die Erklärung, sagte Jörn König (AfD). „Der russische Angriffskrieg ist durch nichts zu rechtfertigen“, machte er deutlich. Kritik übte er an der mangelnden Differenzierung zwischen Athleten aus Russland und Belarus. Belarus habe schließlich an den Kampfhandlungen nicht teilgenommen. Seiner Auffassung nach dürfe es aber auch keine Mithaftung von Sportlern für Regierungshandeln geben. Mit Blick auf andere völkerrechtswidrige Kriege dürfe auch nicht mit zweierlei Maß gemessen werden, forderte der AfD-Abgeordnete. Während des Irakkrieges habe niemand auch nur erwogen, Sportler aus den USA von Wettkämpfen auszuschließen, sagte er.

Das gemeinsame Statement sei ein wichtiges Zeichen, befand Philipp Hartewig (FDP). Der Ausschluss russischer und belarussischer Sportler sei die einzig richtige Entscheidung. Von Boykotten halte seine Fraktion hingegen nichts, sagte der FDP-Abgeordnete.

Die Linksfraktion, so Christian Görke (Linke), könne sich der Erklärung nicht anschließen. Gleichwohl teile man die Verurteilung des russischen Krieges gegen die Ukraine und die Solidarisierung mit dem ukrainischen Volk.

Marginalspalte