19.04.2023 Kultur und Medien — Ausschuss — hib 283/2023

Roth: Kulturpass soll im Juni starten

Berlin: (hib/AW) Kulturstaatsministerin Claudia Roth hofft auf einen Start des geplanten Kulturpasses im Juni dieses Jahres. Dies verkündete sie am Mittwoch vor dem Kulturausschuss. Mit dem Kulturpass im Wert von 200 Euro sollen alle Jugendlichen in Deutschland, die in diesem Jahr 18 Jahre alt werden, Tickets zu Kulturveranstaltungen aller Art, Museen, Theatern, Konzerten und Kinos, Bücher, Tonträger oder Musikinstrumente über eine digitale Plattform erwerben können. Ausgeschlossen sind nach Auskunft Roths allerdings große Online-Versandhändler wie Amazon oder Streamingdienste und Musikplattformen wie Spotify. Der Kulturpass soll zum einen eine gewisse Kompensation für die Jugendlichen sein, die wegen der Corona-Pandemie über zwei Jahre keinen Zugang zu Kulturveranstaltungen hatten, zum anderen ein Impuls für die angeschlagene Kulturbranche, führte Roth aus. Bei der Konzipierung des Kulturpasses habe man sich auch an den positiven Erfahrungen in Frankreich orientiert, wo es bereits seit 2021 einen Kulturpass gebe, sagte Roth. Auch Spanien und Italien hätten vergleichbare Angebote.

In diesem Jahr feiern rund 750.000 Jugendliche ihren 18. Geburtstag. Wegen des Starttermins im Sommer soll der Kulturpass auch rückwirkend ausgehändigt werden. Der Bundestag hat im Rahmen der Haushaltsberatungen 100 Millionen Euro für die Finanzierung zur Verfügung gestellt. Das bislang einmalige Projekt soll Ende des Jahres evaluiert werden. Anschließend soll über eine Verlängerung oder gar Ausweitung beraten werden, kündigte Roth an.

Sowohl die Koalitionsfraktionen als auch die Linksfraktion begrüßten die Einführung des Kulturpasses ausdrücklich. Dies sei eine „wichtige Impulsmaßnahme“, sagte Helge Lindh (SPD). Die AfD-Fraktion hingegen bezeichnete ihn als eine Verschwendung von Steuergeldern, die nach dem Gießkannenprinzip ausgegeben würden. Davon profitierten eben nicht „nur die Blumen“, sondern auch das „Unkraut“, monierte Martin Renner (AfD). So hätten Frankreichs Jugendliche zwar 86 Prozent des Geldes für Bücher ausgegeben, über die Hälfte davon jedoch für Manga-Comics. Die FDP-Parlamentarierin Anikó Glogowski-Merten erwiderte, die Einlassungen Renners zeigten einmal mehr, dass seine Fraktion Angst vor der Kultur habe.

Die Unionsabgeordnete Christiane Schenderlein signalisierte zwar Sympathie für den Kulturpass. Allerdings seien 100 Millionen Euro eine große Summe Geld im Kultursektor. Gleichzeitig warf sie jedoch die Frage auf, warum ausgerechnet 18-Jährige in den Genuss des Kulturpasses kommen sollen. Schließlich hätten auch Senioren während der Pandemie keinen Zugang zu Kulturveranstaltungen gehabt. Der Grünen-Abgeordnete Erhard Grundl hielt Schenderlein entgegen, es passe nicht zusammen, wenn sie einerseits die Kosten des Kulturpasses betone und gleichzeitig nach einer Ausweitung für weitere Bevölkerungsgruppen frage. Jan Korte (Linke) mahnte, der Kulturpass dürfe nicht zu einer Veranstaltung für Abiturienten werden. Es müsse Sorge dafür getragen werden, dass auch Jugendliche aus bildungsferneren Milieus den Kulturpass nutzen.

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