Prognosen des Deutschen Wetter Dienstes „sehr wichtig“
Berlin: (hib/HAU) Seit 70 Jahren gibt es den Deutschen Wetter Dienst (DWD). Nach der in der vergangenen Woche gestarteten Ausstellung im Paul-Löbe Haus mit dem Titel „70 Jahre zwischen Natur & Gesellschaft - Eine Ausstellung des Deutschen Wetterdienstes“ veranstaltete am Montagnachmittag der Verkehrsausschuss eine öffentliche Anhörung anlässlich dieses Jubiläums. Dabei wurde erneut deutlich, dass Feuerwehren und Institutionen des Katastrophenschutzes ebenso abhängig von verlässlichen Wetterdaten des DWD sind wie auch der Flugverkehr und der Schiffsverkehr. Aber auch beim Thema Klimawandel ist der DWD nach Aussage seines Präsidenten Gerhard Adrian „von Anfang an eng in die Erstellung und Fortschreibung der Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS) eingebunden“.
Als nationaler Wetterdienst der Bundesrepublik habe der DWD die gesetzliche Verpflichtung, „das Wetter und Klima in Deutschland zu beobachten, zu bewerten, vorherzusagen und vor Wetter- und Klimagefahren zu warnen“, sagte Adrian während der Anhörung. Der DWD wolle sowohl die Bevölkerung als auch wichtige Infrastrukturen in Deutschland so gut wie möglich vor Wettergefahren schützen - und zwar rund um die Uhr und 365 Tage im Jahr. Um dieses Ziel entlang der Warnkette noch besser umzusetzen, entwickle der DWD aktuell mit Partnern aus Bund und Ländern ein Naturgefahrenportal, sagte Adrian.
Dabei werde das Portal nicht nur akute Warnungen vor Naturgefahren enthalten. „Es wird auch darüber informieren, ob man zum Beispiel in einer Region mit Überschwemmungsrisiko lebt“, sagte der DWD-Präsident. Mit dem notwendigen Ausbau der erneuerbaren Energien nehme die Abhängigkeit der Energiewirtschaft vom Wetter deutlich zu, so Adrian. Es gehe darum, aktuelle Ertragsprognosen für Windkraft und Photovoltaik zu erstellen. Zugleich müsse die Netzsteuerung so optimiert werden, dass möglichst wenig Reserve-Energie eingeplant werden muss.
Ziel des angesprochenen Naturgefahrenportals ist es nach Aussage von Manfred Bremicker von der Hochwasser-Vorhersage-Zentrale bei der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg, Informationen zu bündeln. Auf der einen Seite gebe es vor Ereignissen wie etwa im Sommer 2021 im Ahrtal Informationen des DWD und auf der anderen Seite Informationen der Hochwasser-Zentralen der Länder. „Wir wollen diese Informationen sowie Informationen zu Überflutungsgefährdungen und Handlungsempfehlungen nach dem Vorbild der Schweiz zentral in einem Portal unterbringen“, sagte er. Angeboten werden sollen Vorabinformationen, „um sich ein Bild zu machen“, und Informationen über ein laufendes Ereignis. Dafür werde das Know-how des DWD benötigt.
Für die Deutsche Flugsicherung (DFS) sind die Prognosen des DWD sehr wichtig, betonte Fabio Ramos, Leiter Unternehmenskommunikation und Umweltangelegenheiten bei der Deutsche Flugsicherung. Höchstpersönlich und jederzeit ansprechbar stünden die Flugwetterberater des DWD zur individuellen Verfügung, um die Wetterentwicklung sowie das Auftreten von relevanten Wettererscheinungen vorherzusagen, zu interpretieren und somit zur Entscheidungsfindung für eine sichere Führung des Luftverkehrs beizutragen. „Die Luftfahrt ist eine Freiluftveranstaltung“, sagte Ramos. Für kleine Propellerflugzeuge wie für große Jets sei es daher wichtig, was das Wetter mit ihnen macht. Auftretende Unwetter seien zentrale Fragen. Windprognosen entschieden darüber, wie ein Flugplatz angeflogen wird. Auch für das unter Umwelt- und Lärmschutzaspekten zu begrüßende kontinuierliche Sinken zum Flugplatz würden verlässliche Wetterprognosen benötigt.
Verlässliche Informationen über den Wind, aber auch über Niederschläge benötigt auch die Feuerwehr, machte Karl-Heinz Banse, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes, deutlich. Bei einem Waldbrand etwa brauche es die Daten, um sich auf die Entwicklungen vorbereiten zu können. Im Grunde, so Banse, sei aber bei jedem Gebäudebrand die Information über den Wind wichtig, weil es Schadstoffemissionen gebe. „Wir müssen uns dann immer darüber Gedanken machen, wo die Schadstoffwolke hingeht“, sagte er. Nur so könne die betroffene Bevölkerung gewarnt werden.
Auch im Straßenverkehr spielt die Meteorologie eine wichtige Rolle, sagte Stefanie Marker, Leiterin des Fachgebiets Fahrerverhaltensbeobachtung für energetische Optimierung und Unfallvermeidung am Institut für Land- und Seeverkehr der Technische Universität Berlin. Erst recht gelte das für die „Mobilität der Zukunft“. Elektroautos mit ihrem sehr großen Wirkungsgrad hätten keine Abwärme mehr, um Nebenverbraucher, wie Heizungen und Klimaanlagen zu versorgen. Deren Leistung werde aus der Traktionsbatterie entnommen und verringere so die Reichweite, was zu „Reichweitenangst“ führen könne. Möglichst präzise Verbrauchsprognosen seien für das Reichweitenmanagement wichtig, wozu wiederum Wetterdaten benötigt würden, sagte Marker.
Christiane Voigt, Abteilungsleiterin Wolkenphysik am Institut für Physik der Atmosphäre des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), ging auf die Kondensstreifenbildung durch Flugzeuge ein. „Wir koppeln unsere Kondensstreifenmodelle mit den Wettermodellen des DWD“, sagte Voigt. So könne man die Regionen mit den wärmenden, und damit umweltschädigenden, Kondensstreifen gezielt vorhersagen, um diese umfliegen zu können. Allerdings, so die Vertreterin des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, fehle es derzeit an Anreizen für die Airlines, Kondensstreifen zu vermeiden.
Cristian Bank , Director Programme Preparation & Development bei der Europäischen Organisation für die Nutzung meteorologischer Satelliten (EUMETSAT), verwies auf die Nutzung von Satellitensystemen für die Vorhersage von Wettermodellen. Die Daten würden etwa für den Küstenschutz genutzt, da man die Meeresspiegelerhöhung eindeutig messen könne. Aber auch die Energiewirtschaft sei ganz stark darauf angewiesen, nicht nur kurzfristige Vorhersagen zu bekommen, um die Regel-Energie und den Spotmarkt bestimmen zu können. Um etwa in Kraftwerke zu investieren sei es für Investoren wichtig, langfristige Klimamodelle zu haben, sagte Bank.