14.06.2023 Sport — Ausschuss — hib 442/2023

Vorbereitungen auf die EURO 2024 laufen auf Hochtouren

Berlin: (hib/HAU) Die Vorbereitungen auf die in genau einem Jahr in Deutschland startende Fußball-Europameisterschaft 2024 laufen auf Hochtouren. „Wir sind gut im Plan, dürfen aber in den letzten 365 Tagen nicht nachlassen“, sagte Andreas Schär, Geschäftsführer der vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) und der Europäischen Fußball-Union (UEFA) gegründeten EURO 2024 GmbH am Mittwoch vor dem Sportausschuss. Die zehn Stadien, in denen das Turnier gespielt wird, seien - anders als bei vorherigen Turnieren - längst fertig. Die Gastgeberstädte hätten noch bis Ende Juni Zeit, den zweiten Teil ihrer Konzepte mit den Schwerpunkten Sicherheit und Mobilität einzureichen. Schär lobte die Gastgeberstädte dafür, substanziell große Budgets verabschiedet zu haben. „Damit stehen die Ressourcen zur Verfügung, um das Sommermärchen 2.0 fliegen zu lassen“, sagte der Geschäftsführer der EURO 2024 GmbH unter Verweis auf die erfolgreiche Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland.

Beim Ticketverkauf, der am Tag des Deutschen Einheit, am 3. Oktober dieses Jahres startet, stünden 2,6 Millionen Karten zum Verkauf. Angesichts einer vermuteten Nachfrage von etwa 20 Millionen Ticket werde es Losverfahren geben, so Schär. In der Gruppenphase würden 10.000 Tickets für die am Spiel beteiligten Teams und ihre Fans reserviert. Zu den Preisen wollte sich UEFA-Geschäftsführer Martin Kallen nicht konkret äußern. Sie seien „sehr erschwinglich“, sagte er. Bekanntgegeben würden sie im September.

Das Thema Nachhaltigkeit wird laut EURO 2024 GmbH-Geschäftsführer Schär bei dem Turnier eine sehr große Rolle spielen. So könnten beispielsweise alle Zuschauer 36 Stunden in den jeweiligen regionalen Verkehrsverbünden frei fahren. Mit der Deutschen Bahn AG (DB AG) sei zudem ein Vertrag geschlossen worden, wonach spezielle EURO-Spartickets für ICE-Verbindungen innerhalb Deutschlands angeboten würden. Zudem soll es ein EURO-Interrail-Angebot geben, „damit die Menschen aus den umliegenden Ländern auf der Schiene kommen und nicht mit dem Flieger“.

Die EURO 2024 solle das nachhaltigste Turnier werden, das es je gegeben hat, sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf. Die Aspekte soziale und ökologische Nachhaltigkeit würden schließlich immer wichtiger, um die nötige Akzeptanz in der Bevölkerung für Sportgroßereignisse zu erzielen. Im Mittelpunkt stehe gleichwohl der Sport. Nach drei nicht sonderlich erfolgreichen Turnieren sei der sportliche Erfolg für den DFB besonders wichtig, machte Neuendorf deutlich. „Mit dem eigenen Publikum im Rücken sollte das auch möglich sein“, gab er sich optimistisch.

Positive Wirkungen solle das Turnier auch für den Vereins- und Breitenfußball haben, sagte der DFB-Präsident. Themen wie Inklusion, Teilhabe und Respekt würden in Projekten gemeinsam mit den Vereinen rund um die Europameisterschaft implementiert. Die EURO 2024 solle auch zur Gewinnung von Spielern, Schiedsrichtern und Trainern in den Vereinen genutzt werden.

Neuendorf wiederholte vor den Abgeordneten seine Kritik an den von der Bundesregierung zur Verfügung gestellten Finanzmitteln. Der Betrag von 13,2 Millionen Euro liege deutlich unter den für die WM 2006 zur Verfügung gestellten Finanzhilfen. Dabei, so der DFB-Präsident, stelle die EURO 2024 eine großartige Möglichkeit dar, Deutschland bestmöglich zu präsentieren und als Standort zu promoten.

Die Bundesregierung, so sagte Steffen Rülke, Abteilungsleiter Sport im BMI, begreife das Turnier als riesige Chance, bei dem Thema Nachhaltigkeit Maßstäbe zu setzen und engagiere sich „sehr kräftig“. Mit Blick auf die WM 2006 verwies er darauf, dass die Bundesregierung seinerzeit Mitausrichter des Turniers gewesen sei, wogegen sie diesmal nur eine koordinierende Rolle spiele. Im Übrigen stellten die genannten 13,2 Millionen Euro lediglich den Beitrag der Bundesregierung für das Kulturprogramm dar. Allein das BMI gebe weitere zehn Millionen Euro für diverse Programme aus. Weitere Beträge kämen auch von anderen Ressorts.

Für die Stakeholder-Initiative EURO 2024, ein loser Zusammenschluss von zwölf zivilgesellschaftlichen Organisationen, äußerte sich Sylvia Schenk, Vorsitzende der Arbeitsgruppe Sport bei Transparency Deutschland. Schon bei der Ausschreibung der EURO 2024 im Jahre 2016 seien auf Betreiben der UEFA die Themen Menschenrechte und Anti-Korruption erstmal in das Ausschreibungsverfahren für eine Sportgroßveranstaltung aufgenommen worden, lobte Schenk.

In Deutschland sei die Nachhaltigkeit lange Zeit überwiegend auf die Säule Umwelt konzentriert gewesen, befand sie. Der Ansatz der Stakeholder-Initiative EURO 2024 sei es, den sozialen-gesellschaftlichen Aspekt, die Menschenrechte und die Governance mit hineinzubringen. Schließlich seien Defizite bei prekären Arbeitsbedingungen in turnierrelevanten Branchen wie Sicherheit, Gastronomie, Reinigung, aber auch Realitäten der Menschen im Kontext von Diversität und verschiedenen Ausprägungen von Diskriminierung zu betrachten. Benötigt werde zudem ein Beschwerdemechanismus, um beispielsweise auf Compliance-Probleme oder Menschenrechtsverletzungen hinweisen zu können, sagte Schenk.

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