21.06.2023 Wohnen, Stadtentwicklung, Bauwesen und Kommunen — Ausschuss — hib 472/2023

Arbeit der Historikerkommission zu NS-Bauten gewürdigt

Berlin: (hib/VOM) Professor Wolfram Pyta, Sprecher der Unabhängigen Historikerkommission „Planen und Bauen im Nationalsozialismus“, hat am Mittwoch im Ausschuss für Wohnen, Stadtentwicklung, Bauwesen und Kommunen die vier Bände umfassenden Ergebnisse der seit 2017 tätigen Historikerkommission vorgestellt. Pyta wies auf die Ausstellung „Macht Raum Gewalt. Planen und Bauen im Nationalsozialismus“ in der Akademie der Künste am Pariser Platz in Berlin hin, die noch bis 16. Juli 2023 kostenlos besichtigt werden kann. Planen und Bauen sei kein Nebenaspekt, sondern ein Zentralelement der nationalsozialistischen Politik gewesen. Hitler habe als passionierter Architekt und Planungseuphoriker Ermächtigungen ausgesprochen. Ein Bauministerium habe es im Nationalsozialismus nicht gegeben. Die Generalermächtigung sei für die Planer und Gestalter eine große Versuchung gewesen, weil es kein „Widerlager“ in der Zivilgesellschaft gegeben habe. Darin habe der Unterschied zur demokratischen Baukultur bestanden.

Dem Nationalsozialismus ist es nach den Worten Pytas gelungen, nicht nur durch die Repräsentationsbauten Spuren zu hinterlassen, sondern auch durch Alltagsbauten wie Schulen oder Kasernen. Die ästhetische Signatur bezeichnete Pyta als „vielfältig“. Er erklärte für die Kommission, man sei zu weiteren Herausforderungen bereit. Die Ausstellung habe breite Resonanz gefunden. Pyta regte an, Wege und Mittel zu finden, daraus eine Wanderausstellung zu machen, die in ganz Deutschland besichtigt werden könnte. Erforderlich seien dafür professionelle Strukturen und politische Unterstützung, weil beispielsweise die Rechte an der Ausstellung gesichert werden müssten.

Bernhard Daldrup (SPD) ging darauf ein und sagte, er würde es bedauern, wenn die Ausstellung nicht mehr als Anschauungsmaterial zur Verfügung stehen würde. Lars Rohwer (CDU) fragte nach dem angemessenen Umgang mit den baulichen Hinterlassenschaften der Nationalsozialisten und danach, ob der Gesetzgeber eingreifen sollte. Anja Liebert (Bündnis 90/Die Grünen) wies darauf hin, dass viele Gebäude nach dem Krieg umgenutzt worden seien. Sie lobte die ausführliche Dokumentation der Kommission als „sehr gelungen“. Carolin Bachmann (AfD) fragte nach einem „verpflichtenden ideologischen Set“ für die damaligen Planer, Rainer Semet (FDP) hob hervor, dass man durch die Nutzung dieser Gebäude nicht die Ideologie von damals übernehme. Caren Lay (Die Linke) erkannte in den NS-Bauten eine Verachtung für die Großstadt und eine Verunglimpfung des genossenschaftlichen und des Mietwohnungsbaus.

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