05.07.2023 Tourismus — Anhörung — hib 526/2023

Tourismusausschuss informiert sich zu Sport- und Eventreisen

Berlin: (hib/EMU) Der Tourismusausschuss hat sich in einer öffentlichen Anhörung am Mittwoch zum Sport- und Eventtourismus informiert. Schwerpunkte der einstündigen Diskussion mit sechs geladenen Sachverständigen waren unter anderem der Mehrwert von Großveranstaltungen an den Austragungsorten, die Förderung von Inklusion im Sport und beim Reisen und mögliche Synergieeffekte für Austragungsorte.

Sven Albrecht, Bundesgeschäftsführer des Special Olympics Deutschland e.V., berichtet von den Special Olympics World Games, die vor kurzem in Berlin ausgetragen wurden. Neben den sportlichen Aspekten der Veranstaltung sei insbesondere auch der Aspekt der sozialen Nachhaltigkeit bei den Spielen zu betrachten und die Inklusion über den Sport hinaus in die Gesellschaft zu tragen. Wie wichtig das sei, zeige sich auch beim Thema Reisen, so Albrecht: „Es geht dabei nicht nur um Barrierefreiheit in den Hotel- und Veranstaltungsstätten, sondern auch um Buchungsvorgänge für Zugtickets beispielsweise.“ Dort sehe man, dass die Digitalisierung Menschen mit Beeinträchtigung teilweise wieder einschränke, wenn die Vorgänge zu kompliziert seien. Es brauche eine Diskussion um das Reisen für alle, das Angebot sei in Deutschland noch viel zu klein, so Albrecht.

Christian Sachs, Leiter des Hauptstadtbüros des Deutschen Olympischen Sportbunds, sprach ebenfalls davon, dass in Deutschland Inklusion und Integration durch Sport einen höheren Stellenwert bekommen müssen. „Wir haben inklusive Vereine, aber das sind Leuchtturmprojekte“, sagte der Sachverständige. Zudem sei die im Entwurf des Haushaltes 2024 vorgesehene Kürzung der Mittel für das seit 25 Jahren bestehende Programm „Integration durch Sport“ das „absolut falsche Signal“. „Sport ist eine Möglichkeit, ohne Deutschkenntnisse gemeinsam etwas zu erfahren“, so Sachs; diese Kraft der Integration müsse man insbesondere jetzt, da viele Menschen aus der Ukraine nach Deutschland gekommen seien, stärker nutzen.

Volker Wulff, Geschäftsführer der En Garde Marketing GmbH, wünschte sich von der Politik mehr Förderung für Sportveranstaltung, die nicht unbedingt mit den großen internationalen Top-Events wie der Fußball-EM oder Olympischen Spielen mithalten können und nannte als Beispiel das Hamburg Derby. In anderen Staaten wie den USA sei die Förderung solcher Events eine ganz andere: „Das ist ein Punkt, der in Deutschland ein bisschen fehlt“, sagte Wulff. Die Städte und Gemeinden, die die Veranstaltungen ausrichteten und die Menschen, die dort lebten, bekämen ja auch etwas zurück. „Wir können viel mehr Synergien und positive Effekte herstellen, wenn wir die Menschen vor Ort mitnehmen und davon überzeugen, dass so ein Event eine Steigerung der Lebensqualität sein kann.“

Robert Dorn, Bereichsleiter des Ressorts Motorsport, Klassik und Veranstaltungen beim ADAC und Geschäftsführer der Sachsenring Event GmbH, forderte mehr Förderung durch den Staat: „Wir sind eine Veranstaltung im kleinen Freistaat Sachsen, der Wettbewerb ist hart.“ Die Konkurrenz zum Beispiel aus großen Staaten wie Indien und den USA erhöhten den Druck. „Wir stehen in großer Konkurrenz und sind froh, dass es noch eine Motorsport-Großveranstaltung in Deutschland gibt“, so Dorn im Ausschuss. Die MotoGP auf dem Sachsenring sei nur finanzierbar durch Zuschüsse der Tourismusförderung. Er kritisierte jedoch, dass es immer komplizierter werde, einen Förderantrag auszufüllen.

Armin Dellnitz, Geschäftsführer der Stuttgart-Marketing GmbH, unterstrich die vielen positiven Effekte, die ein Sportgroßevent für den Tourismussektor eines Standortes bringt: „Großveranstaltungen haben für den Tourismus eine unglaubliche Bedeutung, ich glaube, das wird oft unterschätzt.“ So profitiere Deutschland auch heute noch von den Bildern und der Medienwirksamkeit der Fußball-WM 2006. In Stuttgart sei zu beobachten, das Menschen, die für ein Event in die Stadt kommen, sehr viel Geld über Gastronomie und Shopping einbrächten. Deshalb seien Sportevents ein „ganz toller Motor für ein gutes Tourismusmarketing“, schloss Dellnitz.

Jörn Holtmeier, Geschäftsführer des Ausstellungs- und Messe-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft e.V, lenkte den Blick auf den Messestandort Deutschland. „Wir sind bei den Leitmessen führend in der Welt.“ Es sei unbedingt wichtig, hierbei nicht nachzulassen, denn zu den Leitmessen kämen Kunden aus aller Welt. „Wenn wir unsere Technologien nach außen transportieren wollen, dann sind die Weltleitmessen zwingend“, sagte Holtmeiter. Er kritisierte, dass die Bearbeitung von Einreiseanträgen zu Geschäftszwecken überwiegend Monate dauern: „Wenn man Handelsnation sein will, muss man die Zugänge erleichtern“, forderte der Sachverständige.

Marginalspalte