16.11.2023 Sport — Ausschuss — hib 870/2023

Sportverbände begrüßen Änderungen bei PotAS

Berlin: (hib/HAU) Vertreter von Sportspitzenverbänden begrüßen es, dass Fragen zur Verbandstruktur ab 2025 nicht mehr durch das als Grundlage für die Mittelvergabe an die olympischen Spitzenverbände dienende Potenzialanalyse-System (PotAS) erfasst werden. „Das ist ein richtiger Schritt“, sagte Wolfgang Brenscheidt, Generalsekretär des Deutschen Basketball Bundes (DBB) am Mittwoch vor dem Sportausschuss. Die beim Thema Struktur abgefragte Prävention sexualisierter Gewalt beispielsweise sei ein ganz wichtiges Thema und könne auch eine Zuwendungsvoraussetzung sein, so Brenscheidt. „Es hat aber nichts mit dem Potenzial einer Profi-Mannschaft zu tun.“

Der Bereich Strukturelemente innerhalb von PotAS sei ein Verwaltungsungetüm, sagte der DBB-Generalsekretär. Knapp 20 Personen hätten sich drei Monate lang beim DBB damit befassen müssen. „Wir brauchen da eine klare Verwaltungsvereinfachung“, sagte er. Auch die inzwischen zur Potenzialanalyse genutzte internationale Datenbank Gracenote ist aus Sicht der Profi-Mannschaften nicht das alleinige Allheilmittel, sagte Brenscheidt. Das Tool sei rein wettkampforientiert und erfasse vieles nicht. Beim Basketball etwa würden die NBA-Spieler nicht erfasst, weil sie zumeist bei Welt- oder Europameisterschaftsqualifikationen gar nicht für das DBB-Team zur Verfügung stünden. Es könne also nur ein ergänzendes Instrument sein. „Ansonsten sind wir schon in der Lage, unsere Potenziale in einer Steuerung selbst zu erkennen“, sagte er.

Auch aus Sicht von Jens Kahl, Sportdirektor beim Deutschen Kanu-Verband (DKV), ist die Struktur „nicht das entscheidende Kriterium für Erfolg“. Kahl nannte PotAS ein geeignetes Tool, um die Leistungsstärke der Spitzenverbände zur Absicherung zukünftiger Medaillenerfolge darzustellen. Es könne aber keine Medaillenerfolge prognostizieren. Kahl betonte die Einzigartigkeit der Verbände. Daher stelle sich für ihn die Frage, ob man versuchen solle, „über PotAS die Verbände in eine gleiche Struktur zu zwingen“, oder jeweils die Insellösungen in den Verbänden zu nehmen und dort nach Reserven für bessere Leistungen in der Zukunft zu schauen. Wenn die Trendwende bei den Olympischen Spielen geschafft werden soll, müsse der Erfolg bei der Bewertung stärker in den Fokus gerückt werden, verlangte Kahl.

Wenn die Strukturattribute ab 2025 aus PotAS herausgenommen werden, werde die Zielstellung klarer, sagte Urs Granacher, Vorsitzender der PotAS-Kommission. Es werde nach hinten, nach den Erfolgen geschaut. Beim Blick nach vorne würden die Potenziale abgeschätzt. Granacher verwies darauf, dass PotAS von Anfang an ein lernendes System gewesen sei. „Wir sind dankbar für Hinweise der Verbände, der Athleten, vom BMI und dem DOSB“, sagte er. Was die bisherige Wirkung von PotAS angeht, so wies Granacher auf einen Bericht des Bundesrechnungshofes hin, wonach eine Evaluation noch nicht möglich sei, weil diese Art der Förderung bislang nur in Ansätzen umgesetzt sei. Erst wenn ein Großteil der Fördermittel potenzialorientiert verteilt worden ist, lasse sich bewerten, ob dies zu mehr Erfolgen beiträgt, habe der Rechnungshof befunden.

Der Vorsitzende der PotAS-Kommission ging auch auf die jüngst zu vernehmende Kritik am System in der Öffentlichkeit ein. Zwar wirke auf den ersten Blick der Weltmeistertitel des Basketball-Männerteams nicht vereinbar mit dem 26. Platz des DBB im Gesamtergebnis der letzten Sommersportanalyse 2021. Schaue man jedoch genauer hin und befasse sich mit den damaligen Bewertungen, sei festzustellen, dass dieses Ergebnis unter Einbeziehung aller vier Disziplinen des DBB zustande gekommen sei - Basketball Männer, Basketball Frauen, 3x3 Männer und 3x3 Frauen. Insgesamt seien die Werte weder in den Strukturattributen (73,59 Prozent) noch in den Erfolgen (10,16 Prozent) überragend gewesen, so Granacher. Auch in der damals noch kombinierten Säule Kaderpotenzial/Leistungsentwicklung sei für alle vier Disziplinen zusammen lediglich ein Wert von 41,13 Prozent zustande gekommen. Im Hauptattribut Kaderpotenzial seien die Männer aber anhand der damaligen Bewertungsgrundlage auf 100 Prozent gekommen. „Somit hat die PotAS-Kommission die sportliche Entwicklung des Männer Basketballteams seit 2021 hin zum 3. Platz bei der EM in 2022 und zum WM-Titel in 2023 für möglich gehalten“, sagte Granacher.

Marginalspalte