Bedrohte Biodiversität durch invasive Arten
Berlin: (hib/SAS) Invasive Arten - also Pflanzen und Tiere, die sich außerhalb ihrer Heimat ausbreiten - bedrohen die Artenvielfalt auch in Deutschland. Nach einer vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) beauftragten Gefährdungsursachenanalyse sind invasive Arten bei 24 von 1.200 bestandsgefährdeten Rote-Liste-Artengruppen eine Hauptgefährdungsursache. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung (20/9237) auf eine Kleine Anfrage der CDU/CSU-Fraktion (20/8844) hervor.
Bei weiteren zehn solcher Taxa (Gruppen von Lebewesen mit gleichen Merkmalen) gelten sie als eine Haupt- oder Nebengefährdungsursache und bei 70 Taxa als Nebengefährdungsursache. Zu heimischen Pflanzen- und Tierarten, die in den letzten 20 Jahren durch invasive zurückgedrängt oder ausgerottet wurden, gehören etwa die Pfingst-Nelke, die Große Teichmuschel, die Grünliche Erdeule, die Rotbauchunke sowie Kreuzotter, Krickente, Rebhuhn und Iltis.
Aus der Liste invasiver gebietsfremder Arten von EU-weiter Bedeutung sind laut Regierungsantwort 20 Wirbeltierarten in Deutschland nachgewiesen worden. Einige seien etabliert, wie etwa Nutria, Bisam und Waschbären, andere nur durch Einzelfunde dokumentiert. Zusätzlich zu den 20 Arten der Unionsliste seien laut der naturschutzfachlichen Invasivitätsbewertung des BfN weitere elf Wirbeltierarten in Deutschland als invasiv zu betrachten, schreibt die Bundesregierung. Dazu gehörten etwa der Lavantinische Wasserfrosch, der Alpenkammmolch, der Sibirische Stör, die Regenbogenforelle und der amerikanische Nerz (Mink).
Im Umgang mit invasiven Arten setzt die Bundesregierung insbesondere auf Prävention, aber nennt entsprechend des europäischen Aktionsplans zu invasiven Arten die Früherkennung mit sofortiger Beseitigung neuer invasiver Arten und die Minimierung der Auswirkungen schon weit verbreiteter Arten als Vorgehen. Für konkrete Maßnahmen im Umgang mit invasiven Arten seien nach dem Bundesnaturschutzgesetz in der Regel die Länder zuständig, heißt es in der Antwort.
Die Unionsfraktion hatte ausgehend von der im September vorgestellten Studie des Weltbiodiversitätsrats (IPBES) zu den Auswirkungen von invasiven Arten auf die Artenvielfalt nach der Situation in Deutschland und Konsequenzen der Bundesregierung gefragt. Konkret hatte sie sich unter anderem nach der Strategie der Bundesregierung erkundigt und wissen wollen, ob invasive Arten zurückgedrängt oder ausgerottet werden sollten. Laut IPBES-Bericht sind eingeschleppte Arten bei 60 Prozent der dokumentierten Ausrottungen von Tieren oder Pflanzen ein entscheidender Faktor.