Holzbauinitiative zwischen Zuversicht und Zweifel
Berlin: (hib/VOM) Zwischen Zuversicht und Zweifel bewegen sich die Einschätzungen der Fraktionen zur Holzbauinitiative der Bundesregierung. Der Ausschuss für Wohnen, Stadtentwicklung, Bauwesen und Kommunen befasste sich am Mittwoch erstmals mit der Strategie der Bundesregierung zur Stärkung des Holzbaus „als ein wichtiger Beitrag für ein klimagerechtes und ressourceneffizientes Bauen“ (20/7500), die das Bundeskabinett im Juni 2023 beschlossen hatte. Ziel ist es, bis zum Jahr 2030 Holz und andere nachwachsende Rohstoffe stärker als bisher bei der Gebäudemodernisierung, aber auch im Hoch- und Ingenieurhochbau einzusetzen.
Die Regierung nimmt dabei besonders die Nachverdichtung im städtischen Raum in den Blick. Zudem sollen Innovationen im Holzbau gefördert und Holzbauweisen weiterentwickelt werden. Durch die Fertigung von Bauteilen in Serie (serielles Bauen) und das Zusammenfügen von Bauteilen nach dem Baukastenprinzip (modulares Bauen) soll schneller und zugleich ressourcenschonender neuer Wohnraum geschaffen werden können. Dieser Wohnraum soll aufgrund effizienter Bauweisen bezahlbar bleiben und zum Klimaschutz beitragen, da das im Holz gespeicherte Kohlendioxid nicht in die Atmosphäre freigesetzt wird.
Aus Sicht der SPD-Fraktion stellt die Holzbauinitiative eine gute Grundlage dar. Der Holzbau stelle sich als wachsender Markt dar, wobei die Preise eine große Herausforderung darstellten. Wichtig sei, dass die Holzbauinitiative dazu beiträgt, Hemmnissen entgegenzuwirken. Der Fokus werde dabei auf die Forschung gelegt, denn die Holzbaubranche sei kleinteilig strukturiert. Die Betriebe hätten im Schnitt weniger als zehn Mitarbeiter und damit keine Möglichkeit zu eigener Forschung. Über die Musterholzbaurichtlinie werde derzeit kontrovers diskutiert, so die SPD, die Bauministerkonferenz habe sich der Sache angenommen.
Die Unionsfraktion diagnostizierte, dass es weniger ein Erkenntnis- als vielmehr ein Umsetzungsproblem acht Monate nach dem Kabinettsbeschluss gebe. Bisher sei nur die Einrichtung eines Runden Tisches Holz herausgekommen. Nun sollte mit der Umsetzung begonnen werden, argumentierte die Fraktion. Für 2024 seien keine Haushaltsmittel vorgesehen, lediglich für Pilotprojekte zur Einrichtung multifunktionaler Gebäude in Holzbauweise stünden rund 3,75 Millionen Euro zur Verfügung. Gestrichen worden seien Mittel zur Finanzierung des Waldumbaus. Die Union fragte nach bisherigen Umsetzungen, dem Zeitplan, dem Abschluss konkreter Projekte, nach Haushaltsmitteln und danach, ob an den Import von Holz gedacht sei.
Für Bündnis 90/Die Grünen ist Holz ein zentrales Element, wobei auch die sogenannten grauen Emissionen, die beim Bauen entstehen, zu berücksichtigen seien. Mit der Initiative solle der Einsatz nachwachsender Rohstoffe angekurbelt werden. Die Fraktion erkundigte sich nach den Ergebnissen der Abstimmung auf Ressortebene und nach der Finanzierung. Die verpflichtende Verwendung nachwachsender Rohstoffe würde einen zusätzlichen Mittelbedarf von 1,6 Millionen Euro jährlich bis 2030 erfordern, so die Grünen, die wissen wollten, ob diese Summe weiterhin angenommen wird.
Die AfD-Fraktion sprach von Ankündigungen und „schönen Worten“. Wenn man Holz verstärkt einsetzen wolle, müsse dies zu vernünftigen Kosten und vertretbaren Mietkosten führen. Die Fraktion fragte, welchen Holzanteil die Regierung wolle, wie hoch sie den Holzbedarf einschätze und wo das Holz herkomme. Einschließlich der Fördermittel hätte man vergleichbare Baukosten, aber eine kürzere Lebenszeit, argumentierte sie und wollte wissen, wie die Regierung wirtschaftlich darstellen wolle, dass die Kosten und damit auch die Mieten nicht weiter steigen.
Positiv bewertete die FDP die Initiative. Der Holzbau ermögliche ein noch nicht ausgereiztes Potenzial an Rationalisierungen. Mehr industrielles Bauen werde möglich, auch wenn das noch etwas dauere. Der Holzbau solle das konventionelle Bauen aber nicht ausschalten, gebraucht werde beides. Im Holzbau sei eine Musterzulassung erforderlich, um gleiche Systeme über die Ländergrenzen hinweg produzieren zu können.
Die Gruppe Die Linke sieht ebenfalls Potenzial im Holzbau, der bei den Einfamilienhäusern 25 Prozent, bei Mehrfamilienhäusern aber nur zwei Prozent ausmache. Wenn mehr in den Holzbau investiert werden solle, brauche man Aufforstungsprogramme. Es müsse in nachwachsende, klimafreundliche Baustoffe investiert werden.
Die Bundesregierung kündigte an, dass der Runde Tisch Holz zur ersten Sitzung am 13. Juni in Berlin zusammentreffen werde. Sie räumte ein, dass Prozesse manchmal etwas langwierig verliefen, doch sei jetzt das Monitoring der Holzbauinitiative geklärt. Kostengünstigeres Bauen wäre möglich, so die Regierung, wenn sich die Länder auf die Musterholzbaurichtlinie einigen können.