10.04.2024 Tourismus — Ausschuss — hib 229/2024

Fachgespräch im Tourismusausschuss zu Reisen mit der Bahn

Berlin: (hib/EMU) Der Tourismusausschuss hat sich in seiner Sitzung am Mittwoch in einem Fachgespräch mit dem Thema Reisen mit der Bahn beschäftigt. Drei Bahnexperten aus Deutschland, Österreich und Frankreich gaben den Abgeordneten Auskunft über die aktuelle Situation, unter anderem im grenzübergreifenden Nahverkehr.

Von einem Erfolg für die Bahn spricht Alain Krakovitch, Geschäftsführer des öffentlichen französischen Bahnunternehmens SNCF Voyageurs. Man befinde sich in einem „goldenen Zeitalter“ des Bahnfahrens, so Krakovitch. Im vergangenen Jahr habe sein Unternehmen über 122 Millionen Fahrgäste transportiert, das sei eine Steigerung um mehr als vier Prozent im Vergleich zum Jahr 2022. Man sehe insbesondere bei den Intercities eine große Nachfrage. So habe sich beispielsweise durch eine internationale Kooperation mit dem italienischen Anbieter Trenitalia das Angebot für die Verbindung Paris-Mailand verdoppelt: „Das ist wirklich sehr beeindruckend“, so Krakovitch. Jedoch gebe es im Bereich des Ticketings noch viel zu tun.

Dem stimmte Kurt Bauer, Leiter Fernverkehr bei den österreichischen Bundesbahnen ÖBB, zu: „Den Zahn muss ich Ihnen leider ziehen“, sagte er zu den Abgeordneten, „es wird im grenzüberschreitenden Zugverkehr nie so leicht sein, ein Ticket zu kaufen wie im Flugverkehr“. Dazu seien einfach zu viele Parameter zu beachten: Wer und wie viele Menschen reisen in welchem Alter, welche Ermäßigungen gibt es - deutsche BahnCard, österreichische Klimakarte, 49-Euro-Ticket? Das sei selbst mir den intelligentesten Ticketing-Systemen nicht einheitlich darstellbar. Es sei jedoch wichtig, einen europäischen Rahmen zu finden, der es den Anbietern in den Mitgliedsstaaten erleichtere, grenzübergreifend zusammenzuarbeiten: „Es braucht einen einheitlichen Rahmen, aber von einem internationalen Fernverkehrsaufgabenträger halte ich auf der anderen Seite nichts“, so Bauer.

Dass der grenzübergreifende Bahnverkehr besser synchronisiert werden müsse, bestätigte auch Christian Vögle, Leiter Angebotsmanagement der Deutsche Bahn AG. „Das kann aber kein einzelnes Land lösen, das muss auf europäischer Ebene gelöst werden“, sagte Vögle. Zum Reiseverhalten sagte er, dass die Nachfrage ab einer Entfernung von 1000 Kilometer beziehungsweise einer Reisezeit über sechs Stunden drastisch abbreche. Für solche Strecken wählten die meisten Reisenden dann das Flugzeug; bis 1000 Kilometer sei die Bahn für viele jedoch ein „akzeptables Verkehrsmittel“. Der Bahn müsse es also gelingen, ein Angebot zu stricken, das die Verbindungen, die auch Strecken mit einer Reisedauer von über sechs Stunden bedienen, rentabel bleiben. Das sei ab einer durchschnittlichen Auslastung der Züge von 50 Prozent der Fall.

Marginalspalte