IPS-Stipendiatin Aleksandra macht die ersten Schritte ihrer Karriere
Kerstin Radomski (CDU/CSU) hat ein neues Amt. Seit Ende April ist die Unionsabgeordnete ganz offiziell die Vorsitzende der Berichterstattergruppe „Internationale Austauschprogramme“. Das Internationale Parlaments-Stipendium (IPS) gehört zu diesen Programmen und hat schon direkt nach ihrer ersten Wahl in den Deutschen Bundestag im Jahr 2013 das Interesse der 43-Jährigen geweckt. „Ich fand das Programm von Anfang an großartig“, erzählt Radomski, die von Haus aus Studienrätin ist und gern mit jungen Menschen arbeitet. „Frau Radu macht jetzt bei mir im Büro die ersten Schritte ihrer Karriere. Es freut mich, sie dabei zu beobachten und zu unterstützen“, sagt die Abgeordnete.
Schnupperkurs von der Berliner Bühne bis in den Wahlkreis
Frau Radu, das ist die 27-Jährige Aleksandra Radu aus Serbien, die ihr dreimonatiges Praktikum im Rahmen des insgesamt fünf Monate dauernden IPS-Programms in Radomskis Büro absolviert und die das IPS als „sehr intensive Erfahrung, bei der ich sehr viel lernen kann“ bezeichnet. Für sie als studierte Politologin sei es sehr interessant zu sehen, wie der Bundestag und die Arbeit der Abgeordneten funktioniert. „Neu für mich war, dass die Arbeit im und für den Wahlkreis eine ganz wichtige Rolle spielt“, sagt die junge Serbin.
Für Kerstin Radomski ist das zwar keine Neuheit, aber sie hält es doch für eine „Besonderheit des deutschen Parlaments, dass die Arbeit in den Wahlkreisen so intensiv ist“. Mindestens die Hälfte der Arbeit habe mit dem Wahlkreis zu tun, schätzt sie. Radomskis Wahlkreis ist im linksrheinischen Krefeld. Dorthin wird sie Aleksandra Radu für eine Woche auch mitnehmen. „Ja, wir planen eine Begleitung meiner Aktivitäten vor Ort“, bestätigt sie. Auch als Vorbereitung darauf übernimmt die Stipendiatin immer mal wieder die Presseschau im Büro Radomski. „Dadurch kennt sie auch die Themen, die bei mir im Wahlkreis besonders relevant sind“, sagt die Abgeordnete.
Top-Thema Digitalisierung
Aleksandra Radu sieht die Digitalisierung in allen Bereichen als das Top-Thema des Bundestages an. „Dass das so ein wichtiges Thema in Deutschland ist und welche Umsetzungsprobleme damit verbunden sind, war mir nicht bewusst“, sagte die Serbin, die ihren Masterstudiengang „Europastudien“ in Düsseldorf absolviert hat. „Vielleicht“, so hofft sie, „kann ich etwas, was ich hier zu dem Thema gelernt habe, später in Serbien einsetzen.“ Die 27-Jährige sieht Deutschland in einer Art Vorbildrolle: „Ich finde es schön, dass Deutschland als eine starke Demokratie und gut funktionierendes Land seine Rezepte zur Lösung einiger Probleme aufzeigt“, sagt sie.
Ganz persönlich liegt Aleksandra Radu das Thema „Politische Bildung“ am Herzen. Gerade in jungen Demokratien sei das extrem wichtig. „Mich beunruhigt sehr, dass es in Serbien junge Leute gibt, die die Demokratie nicht verstehen und nicht zu schätzen wissen“, sagt sie. Es gebe Umfragen, wonach außerhalb von Belgrad mehr als die Hälfte der jungen Leute findet, das eine autoritäre Persönlichkeit für Serbien gut ist und das das mehr der serbischen Mentalität entspricht. „Das finde ich sehr gefährlich, und es zeigt: Diese Jugendlichen sind sehr für Populismus anfällig.“
Radu setzt auf europäische Integration Serbiens
Bildung als das Schlüsselwort: Dank der stellvertretenden Mitgliedschaft Radomskis im Bildungsausschuss ist Aleksandra Radu oft bei Sitzungen des Ausschusses und der zuständigen Arbeitsgruppen dabei. Das Alltägliche im Bundestag ist für sie das Besondere. „Ich freue mich immer wieder, hautnah zu erleben, wie die Demokratie in Deutschland funktioniert und wie die Parlamentarier miteinander umgehen.“
Was ihre berufliche Zukunft angeht, so sieht die Serbin diese in ihrer Heimat. „Ich interessiere mich zwar sehr für die internationale Politik“, sagt sie. Noch wichtiger finde sie es aber, sich für die Politische Bildung in Serbien zu engagieren. „Das ist mein Bereich“, stellt sie klar. Die 27-Jährige hofft zudem auf eine stärkere europäische Integration Serbiens und des ganzen Westbalkans. Die Mehrheit ihrer Landsleute fühle sich zu Europa gehörig. „Es freut mich zu hören, dass die Erweiterung wieder ein aktuelles Thema ist, auch wenn es noch ein wenig Zeit braucht, bis in Serbien die Reformen vollständig umgesetzt sind“, sagt Aleksandra Radu. Für sie steht fest: „Serbien ist ein Teil Europas und sollte endlich ein Teil der EU werden.“ (hau/07.05.2018)