Parlament

Jakob Blankenburg: Klimaschutz muss sich jeder leisten können

Jakob Blankenburg steht in einem Flur.

Jakob Blankenburg (SPD) wurde mit 19 Jahren der jüngste Landesvorsitzende der Jusos. (© DBT/photothek/Xander Heinl)

Er ist 24 Jahre jung und hochmotiviert – Jakob Blankenburg aus Niedersachsen ist seit September 2021 der jüngste Bundestagsabgeordnete der SPD-Fraktion im 20. Deutschen Bundestag. Er trat auf Listenplatz 15 an und gewann aus dem Stand das Direktmandat mit mehr als drei Prozent vor Dr. Julia Verlinden (Bündnis 90/Die Grünen) und dem Amtsinhaber Eckhard Pols von der Unionsfraktion.

Der SPD-Abgeordnete gehört damit zu den 50 Parlamentariern im Bundestag, die jünger als 30 Jahre sind. Mit ihm und den anderen jungen Abgeordneten zog eine ganz neue Generation Politiker in den Bundestag ein, die einen neuen und frischen Blick auf die Politik mitbringt und sich viel vorgenommen hat.

Jüngster Landesvorsitzender der Jusos

Der SPD-Abgeordnete aus dem Wahlkreis Lüchow-Dannenberg – Lüneburg konnte auf neun Jahre Erfahrungen in der Kommunalpolitik zurückblicken, als er 2021 für den Bundestag kandierte. Er sagt: „Ich interessierte mich schon während der Schulzeit für Politik. Als in Lüchow-Dannenberg mithilfe des umweltschädlichen Fracking-Verfahrens nach Erdgas gebohrt werden sollte, schloss ich mich einer Bürgerinitiative an, die das verhindern wollte.“

Schnell stellte Jakob Blankenburg fest, dass man in einer Bürgerinitiative viel Aufmerksamkeit auf ein Thema lenken kann. Die Entscheidungen, die das Leben der Menschen vor Ort beeinflussen, werden aber nicht allein von einer Bürgerinitiative getroffen, sondern von den verantwortlichen Politikern. „Bei den Aktionen gegen das Fracking traf ich Lars Klingbeil, den heutigen SPD-Parteivorsitzenden, er engagierte sich ebenfalls gegen die umweltschädliche Methode Fracking. Damals fasste ich den Entschluss, in die Politik zu gehen“, erinnert sich Jakob Blankenburg. In der Abiturstufe setzte er den Entschluss in die Tat um. Er trat mit knapp 17 Jahren den Jusos bei und engagierte sich in der Lokalpolitik. Mit 19 Jahren wurde er der jüngste Landesvorsitzende der Jusos in Deutschland.

Praktikum im Bundestagsbüro von Lars Klingbeil

In der Abiturstufe erreichte Jakob Blankenburg dann eine E-Mail aus dem Deutschen Bundestag mit dem Angebot, er könne in den Ferien ein Praktikum im Bundestagsbüro von Lars Klingbeil absolvieren. Er sagt: „Da musste ich nicht lange überlegen, es war eine ausgezeichnete Chance für mich, Einblicke in die Bundespolitik zu bekommen und es war eine tolle Erfahrung.“ Nach dem Praktikum trat Jakob Blankenburg in die SPD ein.

Auch wenn er nicht gern über Vorbilder in der SPD sprechen möchte, weil er niemanden kopieren oder nacheifern will, sondern lieber seinen eigenen Weg gehen möchte, hat ihn Lars Klingbeil beeindruckt. „Ich finde, er hat eine spannende Karriere hingelegt, denn er ist mit 44 Jahren bereits ein Politiker der ersten Reihe der SPD, das schaffen nicht viele“, sagt der Abgeordnete.

Mit 23 Jahren Kandidat für den Bundestag

Neben dem Studium der Politikwissenschaften und dem Bachelorabschluss arbeitete Jakob Blankenburg als Referent im Landtag von Hannover, wo er politische Erfahrungen auf Landesebene sammeln konnte. Als im Frühjahr 2021 die Kandidaten für den Bundestag aufgestellt wurden, sprachen ihn die Genossen aus Niedersachsen an, ob er sich vorstellen könne, für den Bundestag zu kandidieren.

„Das war für mich eine Überraschung und eine große Ehre, denn ich war erst 23 Jahre alt. Ich wusste, dass im Bundestag lange sehr wenige junge Abgeordnete dabei waren, obwohl viele junge Menschen sich politisch engagieren. Nun sollte ich eine solche Chance bekommen, da war es für mich klar, dass ich antreten werde“, erinnert sich Jakob Blankenburg.

Auf Listenplatz 15 gestartet, Direktmandat gewonnen

Die Entscheidung der SPD Niedersachsen, einen jungen engagierten Politiker ins Rennen zu schicken, zahlt sich aus. Jakob Blankenburg erinnert sich: „Ich bin auf Platz 15 der Landesliste angetreten, habe aber mit drei Prozent Vorsprung das Direktmandat gewonnen. Es war einfach unglaublich. Ich denke, dass besonders die jungen Menschen im Wahlkreis gespürt haben, dass sie mir zutrauen können, sie bei den Fragen ihrer Zukunft im Parlament gut zu vertreten. Ich verstehe ihre Probleme und Sorgen, weil ich selber jung bin.“

Für Jakob Blankenburg ist die Tatsache, dass er als Abgeordneter in den Deutschen Bundestag gewählte wurde, manchmal noch etwas unwirklich, aber es ist für ihn eine große Ehre und eine ebenso große Herausforderung. „Im höchsten deutschen Parlament wird der Rahmen für den Alltag und das Leben der Menschen in Deutschland gesetzt. Das ist nicht nur eine spannende Herausforderung, sondern auch eine große Verantwortung, dessen muss man sich jeden Tag aufs Neue bewusst werden“, sagt er.

Wichtigstes Ereignis: Olaf Scholz wird Bundeskanzler

Der Rückenwind der Menschen, den er im Wahlkampf gespürt hat, hat ihn ins Parlament getragen. Hier schätzt er besonders den Dialog auf Augenhöhe mit den Abgeordneten, die schon länger im Deutschen Bundestag sind. Dass so viele neue und vor allem junge Abgeordnete im 20. Deutschen Bundestag sitzen, ist für Jakob Blankenburg ein gutes Zeichen, er findet aber, dass ein Parlament auch ältere Abgeordnete mit politischer Erfahrung braucht. „Es ist gut, dass viele jüngere Abgeordneten nachgezogen sind. Ich finde aber, es braucht verschiedene Perspektiven in einer Debatte, nicht nur beim Alter, sondern auch beim Geschlecht und den persönlichen Lebensumständen. Davon können alle profitieren.“

Ein ganz besonderes Gefühl sei es gewesen, dass die SPD nach 16 Jahren Angela Merkel (CDU) wieder einen sozialdemokratischen Bundeskanzler in Deutschland stellt. Das wichtigste Ereignis nach den Koalitionsverhandlungen, war für ihn die Wahl von Olaf Scholz (SPD) zum Bundeskanzler. Es hätte ihm aber auch gezeigt, wie groß seine eigene Verantwortung als Abgeordneter einer Regierungspartei ist.

Klimaschutz und bezahlbares Wohnen

Als Mitglied im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz ist er zuständig für den Bereich Nachhaltigkeit, für den Beirat für nachhaltige Entwicklung und er ist Berichterstatter für Atompolitik. „Das ist für mich ein besonderes Thema, denn ich komme aus dem Wahlkreis Lüchow-Dannenberg und Lüneburg, vertrete damit das Wendland“, sagt der Abgeordnete.

Jakob Blankenburg hat aber viele weitere Themen, für die er sich als Bundestagsabgeordneter einsetzen will: bezahlbaren Klimaschutz, eine menschliche Gesundheitspolitik und eine nachhaltige Verkehrswende. Sein Credo: Klimaschutz muss sich jeder leisten können. Er sagt: „Für viele Menschen wird es immer schwieriger, ein bezahlbares Zuhause zu finden, aber Wohnen darf kein Luxus sein und darauf muss schon beim Bau neuer Wohnungen geachtet werden.“

Verkehrswende und Wählen ab 16 

Die Verkehrswende ist für den jungen SPD-Abgeordneten ebenso wichtig. Egal, ob Bahn und Bus, die Infrastruktur für Fahrräder oder Elektroautos, der öffentliche Nahverkehr und das Radwegenetz sollten bedarfsgerecht und zügig ausgebaut werden, damit die Menschen ihren Arbeitsplatz erreichen können. Am Herzen liegt ihm außerdem eine gute Gesundheitspolitik: „Ärzte und Kliniken müssen für die Menschen erreichbar sein, die Gesundheit darf nicht der Gewinnorientierung untergeordnet werden, dafür werde ich mich einsetzen.“

Neben seinen Kernthemen plädiert der junge Abgeordnete für ein Wahlalter ab 16 Jahren. Er sagt, dass junge Menschen nicht unpolitisch sind, auf keinen Fall unpolitischer als Erwachsene. „Was wir im Parlament entscheiden, betrifft junge Menschen in gleichem Maße, vielleicht sogar noch mehr, weil sie noch länger mit den Entscheidungen leben müssen, die wir heute treffen. Deshalb ist die Absenkung des Wahlalters aus meiner Sicht ein guter Weg, jungen Menschen eine Stimme zu geben.“ (bsl/12.04.2022)

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