• Direkt zum Hauptinhalt springen
  • Direkt zum Hauptmenü springen
  • Gebärdensprache
  • Leichte Sprache
  • Arabisch العربية
  • Bulgarisch български
  • Chinesisch 中文
  • Dänisch dansk
  • Deutsch Deutsch
  • Englisch English
  • Französisch français
  • Griechisch Ελληνικά
  • Italienisch italiano
  • Kroatisch hrvatski
  • Niederländisch Nederlands
  • Polnisch polski
  • Portugiesisch português
  • Rumänisch română
  • Russisch русский
  • Serbisch српски
  • Spanisch español
  • Tschechisch čeština
  • Türkisch Türkçe
  • Ukrainisch українська
Deutscher Bundestag
  • Übersicht: Abgeordnete schließen
    • Biografien
      • Ausgeschiedene Abgeordnete
      • Verstorbene Abgeordnete
      • Abgeordnete seit 1949
    • Nebentätigkeiten
    • Entschädigung
    • Wahlkreissuche
    • Porträtfotos
    • Verschlüsseltes Mailen
    • Sitzverteilung des 21. Deutschen Bundestages
    1. Startseite
    2. Dokumente
    3. Texte (2021-2025)
    4. 2023
    zurück zu: Texte (2021-2025)
  • Übersicht: Parlament schließen
    • Bundestagswahl 2025
    • Grundgesetz
    • Aufgaben
      • Gesetzgebung
      • Kontrolle der Regierung
      • Der Bundeshaushalt
      • Wahl des Kanzlers/der Kanzlerin
      • Wahl des Bundespräsidenten
      • Rechtliche Grundlagen
    • Plenum
      • Tagesordnungen
      • Namentliche Abstimmungen
      • Sitzverteilung des 21. Deutschen Bundestages
      • Sitzungskalender
      • Schriftführer
    • Präsidium
      • Funktion und Aufgabe
      • Wahl des Präsidiums
      • Reden und Beiträge der Präsidenten
      • Bundestagspräsidenten seit 1949
      • Parteienfinanzierung
    • Ältestenrat
    • Fraktionen
      • CDU/CSU
      • SPD
      • AfD
      • Bündnis 90/Die Grünen
      • Die Linke
    • Petitionen
      • Petitionsausschüsse der Landesparlamente
    • Bürgerräte
      • Bürgerrat Ernährung im Wandel
    • SED-Opferbeauftragte
    • Wehrbeauftragte
    • Polizeibeauftragter
    • Verwaltung
    • Gedenkstunden
    • Geschichte
      • 75 Jahre Bundestag
      • 100 Jahre Weimar
      • 175 Jahre Nationalversammlung in der Paulskirche
      • Deutscher Parlamentarismus
      • Gastredner im Plenum
    • Staatliche Symbole
    • Parlamentspreise
      • Medienpreis
      • Wissenschaftspreis
      • Deutsch-Französischer Parlamentspreis
    • Wahlen
      • Wahlkreissuche
      • Wahltermine in Deutschland
    • Lobbyregister
    1. Startseite
    2. Dokumente
    3. Texte (2021-2025)
    4. 2023
    zurück zu: Texte (2021-2025)
  • Übersicht: Ausschüsse schließen
    • Ausschüsse und Gremien
      • Arbeit und Soziales
      • Auswärtiges
      • Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend
      • Digitales und Staatsmodernisierung
      • Europäische Union
      • Finanzen
      • Forschung, Technologie, Raumfahrt und Technikfolgenabschätzung
      • Gesundheit
      • Haushalt
      • Inneres
      • Kultur und Medien
      • Landwirtschaft, Ernährung und Heimat
      • Menschenrechte und humanitäre Hilfe
      • Petitionen
      • Recht und Verbraucherschutz
      • Sport und Ehrenamt
      • Tourismus
      • Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit
      • Verkehr
      • Verteidigung
      • Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung
      • Wirtschaft und Energie
      • Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
      • Wohnen, Stadtentwicklung, Bauwesen und Kommunen
      • weitere Gremien
    • Ausschüsse der 20. Wahlperiode (2021 - 2025)
    1. Startseite
    2. Dokumente
    3. Texte (2021-2025)
    4. 2023
    zurück zu: Texte (2021-2025)
  • Übersicht: Internationales schließen
    • Europapolitik im Bundestag
      • Mitwirkungsrechte des Deutschen Bundestages
      • Europa in den Ausschüssen
      • Verbindungsbüro Brüssel
      • Zusammenarbeit der Parlamente in Europa
    • Deutsch-Französische Parlamentarische Versammlung
    • Internationale parlamentarische Versammlungen
      • Parlamentarische Versammlung der OSZE
      • Parlamentarische Versammlung der NATO
      • Parlamentarische Versammlung des Europarates
      • Interparlamentarische Union
      • Stabilität, wirtschaftspolitische Koordinierung und Steuerung in der EU
      • Gemeinsame Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik
      • Konferenzen der Präsidentinnen und Präsidenten der Parlamente
      • Parlamentarische Versammlung der Union für den Mittelmeerraum
      • Ostseeparlamentarierkonferenz
      • Parlamentarische Versammlung der Schwarzmeerwirtschaftskooperation
      • Interparlamentarische Versammlung der ASEAN-Staaten
    • Parlamentariergruppen
    • Internationales Parlaments-Stipendium (IPS)
    • Parlamentarisches Patenschafts-Programm (PPP)
    1. Startseite
    2. Dokumente
    3. Texte (2021-2025)
    4. 2023
    zurück zu: Texte (2021-2025)
  • Übersicht: Dokumente schließen
    • Drucksachen
    • Dokumentations- und Informationssystem (DIP)
    • Parlamentsdokumentation
    • Protokolle
      • Tagesaktuelles Plenarprotokoll
      • Endgültige Plenarprotokolle
      • Amtliche Protokolle
    • Wissenschaftliche Dienste
    • Parlamentsarchiv
      • Datenhandbuch
    • Bibliothek
      • Bibliothekskatalog
    • Pressedokumentation
    • Webarchiv
    • Texte (2021-2025)
      • 2025
      • 2024
      • 2023
      • 2022
      • 2021
    1. Startseite
    2. Dokumente
    3. Texte (2021-2025)
    4. 2023
    zurück zu: Texte (2021-2025)
  • Übersicht: Mediathek schließen
    • Live
    • Plenarsitzungen
    • Ausschusssitzungen
    • Bundestags-ABC
    • Interviews
    • Kurzbeiträge
    • Reportagen und Filme
    • Sonderveranstaltungen
    • Wissenschaftsforen
    • Informationen zum Parlamentsfernsehen
      • Gebärdensprache
      • Untertitel
      • Empfang
      • Audioübertragungen
      • Audio- und Videoarchiv
      • Smart-TV-App
    1. Startseite
    2. Dokumente
    3. Texte (2021-2025)
    4. 2023
    zurück zu: Texte (2021-2025)
  • Übersicht: Presse schließen
    • Pressemitteilungen
      • 2025
      • 2024
    • Kurzmeldungen (hib)
    • Akkreditierung
    • Bilddatenbank
    • Kontakt
    1. Startseite
    2. Dokumente
    3. Texte (2021-2025)
    4. 2023
    zurück zu: Texte (2021-2025)
  • Übersicht: Besuch schließen
    • Kuppel
    • Barrierefreier Besuch
    • Plenarsitzung
    • Führungen
      • Plenarsitzung
      • Einladung durch Abgeordnete
      • Angebote für Kinder und Jugendliche
    • Ausstellungen
      • Parlamentshistorische Ausstellung im Deutschen Dom
      • Politisch-parlamentarische Ausstellungen
      • Kunstausstellungen
      • Bundestag unterwegs
    • Online-Anmeldung
    • Bundestag unterwegs
      • Infomobil
      • Wanderausstellung
      • Messestand
    • Kunst
      • Kunst am Bau
      • Artothek - die Kunstsammlung
      • Workshops
      • Kunstbeirat
      • Aufträge an zeitgenössische Künstler
      • Mauer-Mahnmal
      • Gedenktafeln
      • Kontakt
    • Architektur
      • Reichstagsgebäude
      • Jakob-Kaiser-Haus
      • Paul-Löbe-Haus
      • Marie-Elisabeth-Lüders-Haus
      • Weitere Bundestagsgebäude
      • Energiekonzept
    • Seminare
      • Parlamentsseminar
    1. Startseite
    2. Dokumente
    3. Texte (2021-2025)
    4. 2023
    zurück zu: Texte (2021-2025)
  • Übersicht: Service schließen
    • Karriere
    • Parlamentsbegriffe A – Z
    • Häufig gestellte Fragen
    • Informationsmaterial
    • Bundestagsshop
    • Newsletter
    • Barrierefreie Online-Informationen
    • Das Quiz zum Deutschen Bundestag
    • Formulare und Anträge
    • Open Data
    • Soziale Medien
    • Kontakt
    1. Startseite
    2. Dokumente
    3. Texte (2021-2025)
    4. 2023
    zurück zu: Texte (2021-2025)
  • schließen
    1. Startseite
    2. Dokumente
    3. Texte (2021-2025)
    4. 2023
    zurück zu: Texte (2021-2025)
schließen
  1. Startseite
  2. Dokumente
  3. Texte (2021-2025)
  4. 2023
zurück zu: Texte (2021-2025)
  1. Startseite
  2. Dokumente
  3. Texte (2021-2025)
  4. 2023
zurück zu: Texte (2021-2025)
  • 1. Lesung
  • Anhörung
  • 2./3. Lesung
Inneres

Weiterentwicklung der Fachkräfte-Einwanderung im Bundestag beraten

Der Bundestag hat am Donnerstag, 27. April 2023, erstmals einen Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Weiterentwicklung der Fachkräfteeinwanderung (20/6500) beraten. Nach der Aussprache überwiesen die Abgeordneten die Vorlage zur weiteren Beratung in den Ausschuss für Inneres und Heimat.

Faeser: Deutschland ist ein Einwanderungsland

„Deutschland ist ein Einwanderungsland“, betonte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) zu Beginn der Debatte. Dies lange Zeit zu negieren, sei ein Fehler gewesen, dessen Folgen man nun an allen Ecken und Enden spüre. „Uns fehlen hunderttausende Fachkräfte in den verschiedenen Bereichen“, konstatierte Faeser. Deutschland sei aktuell für ausländische Fachkräfte nicht das Top-Ziel, weil die Gesetzgebung hohe Hürden für qualifizierte Fachkräfte aufbaue. „Das wollen wir ändern“, sagte die Ministerin.

Klassische Einwanderungsländer wie etwa Kanada böten eine Perspektive für die Einbürgerung, was für Fachkräfte attraktiv sei. Zudem müssten sich Fachkräfte in Deutschland wohlfühlen und willkommen fühlen. Dazu gehöre auch das entsprechende gesellschaftliche Klima. Den nötigen Kurswechsel leite die Bundesregierung nun ein. „Damit schaffen wir eines der modernsten Einwanderungsrechte in der Welt“, sagte Faeser.

Union warnt vor „Downgrading“ und Missbrauch

Die Bundesregierung plane, die Anforderungen an die Qualifikation der Zuwanderer zu reduzieren, kritisierte Alexander Throm (CDU/CSU). Das führe aber lediglich zu einer Einwanderung von Minderqualifizierten. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) habe die Zahl der offenen Stellen in Deutschland mit 1,8 Millionen beziffert, so der Unionsabgeordnete. 80 Prozent der Stellen benötigten einen Berufsschulabschluss oder ein Hochschulstudium. Nur 20 Prozent der Stellen seien für Ungelernte und Minderqualifizierte geeignet. „Diese 20 Prozent müssen und können wir aus dem Potenzial schöpfen, das schon in Deutschland ist oder uns täglich weiter zugeführt wird“, sagte Throm. Für die 80 Prozent, die die Wirtschaft fordere und die gebraucht würden, biete das Gesetz fast gar nichts.

Auch dem Vergleich mit Kanada konnte Throm nichts abgewinnen. Dort gebe es ein Überangebot an qualifizierten Einwanderern, was zu einer echten Bestenauslese führe. Die Bundesregierung plane hingegen ein Downgrading auf das absolute Minimum und schütze das deutsche Sozialsystem nicht vor Missbrauch.

Grüne: Wir brauchen in allen Bereichen Arbeitskräfte

Katharina Dröge (Bündnis 90/Die Grünen) hielt ihrem Vorredner entgegen, dass eine Willkommenskultur benötigt werde und kein Klima, das Ressentiments schafft. Fachkräfte, die nach Deutschland kommen, hätten einen Arbeitsplatz und zahlten Steuern und Sozialversicherungsbeiträge, womit sie die Sozialsysteme sogar stärken würden, sagte Dröge. Wolle man den Menschen Perspektiven bieten, könne man nicht vom „Verramschen von Pässen“ sprechen. Damit würden Stimmungen gegen Menschen geschürt, „die schon lange hier zu unserem Gemeinwesen beitragen“. Eine solche Kultur sei es, die dann dazu führe, dass sich Fachkräfte eher für andere Länder entscheiden.

Der Wirtschaft, so Dröge weiter, gehe es nicht nur um Fachkräfte. „Wir brauchen in allen Bereichen Arbeitskräfte, die zu uns kommen.“ Das sehe jeder, der mit offenen Augen durch das Land gehe. Das sei das Ergebnis der Unionspolitik der letzten 16 Jahre. „Sie ruinieren den deutschen Wirtschaftsstandort, wenn Sie so weitermachen“, sagte Dröge an die Union gewandt.

AfD: Woanders lebt es sich inzwischen besser

Nach Einschätzung von Gerrit Huy (AfD) wird das Gesetz dazu führen, dass angesichts abgesenkter Hürden „eher gering qualifizierte Migranten zu uns kommen“. Huy sah andere Gründe als ihre Vorrednerin dafür, dass Fachkräfte lieber in andere Länder gehen. „Sie können woanders viel mehr Nettoeinkommen erzielen“, sagte sie. Deutschland hingegen sei laut OECD bei Steuern und Sozialabgaben Vizeweltmeister.

Die schlechter werdende Sicherheitslage in den Städten, das mangelhafte Schulsystem, der Wohnraummangel und hohe Mieten täten ein Übriges. „Woanders lebt es sich inzwischen einfach besser“, sagte die AfD-Abgeordnete. Das merkten auch immer mehr Deutsche, die das Land „in Scharen“ verlassen würden. „Im letzten Jahr allein 185.000.“ Die zu erwartenden minderqualifizierten Einwanderer würden sich langfristig wohl eher im deutschen Sozialsystem zu Hause fühlen, prognostizierte sie.

FDP: Müssen den Standort Deutschland verbessern

Rein aus wirtschaftlicher Perspektive sei Deutschland gezwungen, ein Einwanderungsland zu sein, betonte Dr. Lukas Köhler (FDP). „Wir müssen den Standort Deutschland verbessern“, forderte er. Die Union, so kritisierte der FDP-Abgeordnete, versuche aber immer noch den Anschein zu erwecken, dass allein durch Zuwanderung aus der EU sich das durch den demografischen Wandel ergebende Problem lösen lasse. „Das ist Wahnsinn. Das wird nicht funktionieren“, befand Köhler. Benötigt würden auch Menschen aus dem außereuropäischen Ausland.

Schon längst gebe es keinen reinen Fachkräftemangel, sondern einen Arbeitskräftemangel. „Wir haben überall zu wenig Menschen, die in gut bezahlten Jobs arbeiten können.“ Köhler kündigte an, den Gesetzentwurf im parlamentarischen Verfahren „noch besser“ zu machen. „Die Attraktivität dieses Landes entscheidet darüber, ob Menschen wirklich zu uns kommen wollen.“

Linke: Gute Arbeitsbedingungen und Löhne als Fundament

Für Susanne Ferschl (Die Linke) müssen gute Arbeitsbedingungen und anständige Löhne für In- und Ausländer gleichermaßen das Fundament der Fachkräfteeinwanderung sein. Es stimme, dass Fachkräfte benötigt würden und der Arbeitsmarkt geöffnet werden müsse.

„Für das Geschrei der Arbeitgeberverbände habe ich aber nur bedingt Verständnis“, sagte Ferschl. Die Situation sei nicht so dramatisch, wie sie gerne dargestellt werde. Lediglich in 26 von 144 Berufsgruppen gebe es tatsächlich einen Mangel. Ansonsten fehlten die Arbeitskräfte vorrangig dort, „wo die Löhne gering und die Arbeitsbedingungen mies sind“. Dieses Gesetz dürfe nun nicht auch noch für Lohn-Dumping missbraucht werden, wie es mit der West-Balkan-Regelung der Fall sei.

Heil warnt vor Fachkräftemangel als Wachstumsbremse

Wenn ab 2025 die geburtenstarken Jahrgänge in den Ruhestand gehen, so sagte Bundearbeitsminister Hubertus Heil (SPD), müssten alle Register zur Arbeits- und Fachkräftesicherung gezogen werden.

„Wenn wir das nicht tun, fehlen uns bis 2035 sieben Millionen Arbeits- und Fachkräfte“, sagte er. Dann werde der Mangel zur Wachstumsbremse. „Das werden wir nicht zulassen“, sagte Heil.

SPD: Union ist eine Gefahr für den Wirtschaftsstandort

Dirk Wiese (SDP) kritisierte die Union. „Sie versuchen alles möglich zu machen, um die Zuwanderung in dieses Land zu verhindern.“ Damit sei die Union eine Gefahr für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Als Gründe dafür, dass Fachkräfte einen Bogen um Deutschland machten, benannte Wiese die fehlende Willkommenskultur. Laut Studien fehle es ausländischen Fachkräften an sozialer Integration.

Zwei Drittel hätten zudem im Alltag auch Diskriminierungserfahrungen gemacht. Dazu, dass Fachkräfte einen Bogen um Deutschland machten, würden aber auch die Debatten von ganz rechts, aber auch aus der Unionsfraktion beitragen, sagte Wiese. 

Gesetzentwurf der Bundesregierung

Der Regierungsentwurf sieht unter anderem vor, die für die Fachkräfteeinwanderung bestehenden Gehaltsschwellen für Regel- und Engpassberufe spürbar abzusenken. Zudem werde eine niedrige Mindestgehaltsschwelle für Berufsanfänger mit akademischem Abschluss geschaffen. Künftig soll auch international Schutzberechtigten, die ihren Schutzstatus in der EU erhalten haben, eine Blaue Karte EU ausgestellt werden können. Die Blaue Karte EU ist ein Aufenthaltstitel für Hochschulabsolventen, mit dem die dauerhafte Zuwanderung von Hochqualifizierten aus dem Nicht-EU-Ausland nach Deutschland erleichtert und gefördert werden soll.

Für Inhaber einer Blauen Karte EU sollen Arbeitgeberwechsel vereinfacht und Regelungen zur Mobilität innerhalb der EU geschaffen werden, wenn die Karte in einem anderen EU-Staat ausgestellt wurde. Den Familiennachzug zu Inhabern einer Blauen Karte EU will die Regierung ebenso erleichtern wie die Erlaubnis zum Daueraufenthalt in der Europäischen Union. IT-Spezialisten sollen künftig eine Blaue Karte EU erhalten können, wenn sie zwar keinen Hochschulabschluss haben, aber bestimmte nicht formale Qualifikationen nachweisen können.

Erleichterungen für Studierende

Darüber hinaus will die Regierung die Aufnahme eines Studiums in Deutschland attraktiver machen. Die Sicherung des Lebensunterhalts soll durch erweiterte Möglichkeiten zur Nebenbeschäftigung bei Studienaufhalten erleichtert werden, um Studierende aus dem Ausland zu gewinnen, die ein erhebliches Potenzial als künftige akademische Fachkräfte mitbringen. Die Regierung will ferner einige Verbote von Nebentätigkeiten, vor allem beim Sprachkursbesuch, aufheben.

Durch die Einführung einer neuen Aufenthaltserlaubnis für eine Anerkennungspartnerschaft soll es für vorqualifizierte Nicht-EU-Angehörige attraktiver werden, einen in Deutschland anerkannten Abschluss zu erlangen. Das Anerkennungsverfahren soll erst im Inland begonnen und zügig durchgeführt werden können. Im Gegenzug soll eine Fachkraft bereits vom ersten Tag an in Deutschland eine existenzsichernde Beschäftigung aufnehmen können.

Chancenkarte auf Basis eines Punktesystems

Für Personen mit ausländischem, mindestens zweijährigem Berufsabschluss oder einem Hochschulabschluss will die Regierung zur Arbeitssuche eine Chancenkarte auf Basis eines Punktesystems einführen. Auswahlkriterien sollen Sprachkenntnisse, Berufserfahrung, Alter und Deutschlandbezug sein. Die Chancenkarte biete Möglichkeiten zur Probearbeit oder Nebenbeschäftigung, heißt es im Gesetzentwurf.

Der Wechsel in Aufenthaltstitel zu Erwerbs- oder Bildungszwecken werde gewährleistet, um neue Potenziale geeigneter Arbeitnehmer für den deutschen Arbeitsmarkt zu erschließen, denen bislang die Arbeitsplatzsuche nicht möglich war. Deutlich abgesenkt werden sollen die Voraussetzungen für einen Aufenthaltstitel zur Suche eines Ausbildungsplatzes. Ausländische Auszubildende und Studierende sollen ihren Aufenthalt fortsetzen können, wenn sie die Voraussetzungen für eine qualifizierte Beschäftigung schon vor Abschluss der Ausbildung oder des Studiums in Deutschland erfüllen. Die Möglichkeit, schneller eine Niederlassungserlaubnis zu erhalten, soll die Attraktivität für einwandernde Fachkräfte weiter erhöhen. (hau/vom/27.04.2023)

Reden zu diesem Tagesordnungspunkt

Bärbel Bas

Bärbel Bas

© Bärbel Bas / Photothek Media Lab

Bas, Bärbel

Bundestagspräsidentin

Nancy Faeser

Nancy Faeser

© picture alliance/dpa | Michael Kappeler

Faeser, Nancy

Bundesministerin des Innern und für Heimat

Alexander Throm

Alexander Throm

© Alexander Throm/Tobias Koch

Throm, Alexander

CDU/CSU

Katharina Dröge

Katharina Dröge

© Katharina Dröge/ Dominik Butzmann

Dröge, Katharina

Bündnis 90/Die Grünen

Gerrit Huy

Gerrit Huy

© Gerrit Huy

Huy, Gerrit

AfD

Lukas Köhler

Lukas Köhler

© James Zabel

Köhler, Dr. Lukas

FDP

Susanne Ferschl

Susanne Ferschl

© Susanne Ferschl/Foto Baur

Ferschl, Susanne

Die Linke

Hubertus Heil

Hubertus Heil

© Photothek/ Thomas Imo

Heil (Peine), Hubertus

Bundesminister für Arbeit und Soziales

Hermann Gröhe

Hermann Gröhe

© Bundesministerium für Gesundheit/ Jochen Zick

Gröhe, Hermann

CDU/CSU

Misbah Khan

Misbah Khan

© Misbah Khan/ Nils Leon Brauer

Khan, Misbah

Bündnis 90/Die Grünen

Dr. Götz Frömming

Dr. Götz Frömming

© Götz Frömming/ Olga Grenner

Frömming, Dr. Götz

AfD

Ann-Veruschka Jurisch

Ann-Veruschka Jurisch

© Ann-Veruschka Jurisch/Ulrike Sommer

Jurisch, Dr. Ann-Veruschka

FDP

Gökay Akbulut

Gökay Akbulut

© Gökay Akbulut/Thommy Mardo

Akbulut, Gökay

Die Linke

Dirk Wiese

Dirk Wiese

© Dirk Wiese/ Marco Urban

Wiese, Dirk

SPD

Alexander Hoffmann

Alexander Hoffmann

© Alexander Hoffmann/ Christian Kaufmann

Hoffmann, Alexander

CDU/CSU

Tina Winklmann

Tina Winklmann

© Stefan Kaminski/ Auswärtiges Amt

Winklmann, Tina

Bündnis 90/Die Grünen

Pascal Kober

Pascal Kober

© DBT/ Thomas Koehler

Kober, Pascal

FDP

Joana Cotar

Joana Cotar

© Deutscher Bundestag / Inga Haar

Cotar, Joana

fraktionslos

Rasha Nasr

Rasha Nasr

© Photothek

Nasr, Rasha

SPD

Marc Biadacz

Marc Biadacz

© Marc Biadacz/Tobias Koch

Biadacz, Marc

CDU/CSU

Bärbel Bas

Bärbel Bas

© Bärbel Bas / Photothek Media Lab

Bas, Bärbel

Bundestagspräsidentin

Dokumente

  • 20/6500 - Gesetzentwurf: Entwurf eines Gesetzes zur Weiterentwicklung der Fachkräfteeinwanderung
    PDF | 1 MB — Status: 24.04.2023
  • Fundstelle im Plenarprotokoll

Beschluss

  • Überweisung 20/6500 beschlossen

Tagesordnung

Sitzungsverlauf

Weitere Informationen

  • Gebärdensprachvideo (DGS)

Herausgeber

Deutscher Bundestag, Online-Dienste

Inneres

Fachkräfteeinwanderung: Zu lange Verwaltungs­verfahren

Zeit: Montag, 22. Mai 2023, 14 Uhr
Ort: Berlin, Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, Sitzungssaal 3 101

Der deutsche Arbeitsmarkt braucht mehr Fachkräfteeinwanderung aus Drittstaaten. In dieser Einschätzung waren sich die zu einer öffentlichen Anhörung des Innenausschusses am Montag, 22. Mai 2023, geladenen Sachverständigen einig. Der von der Bundesregierung vorgelegte Gesetzentwurf „zur Weiterentwicklung der Fachkräfteeinwanderung“ (20/6500) wurde grundsätzlich als Schritt in die richtige Richtung bewertet. An den schon heute zu lange dauernden Verwaltungsverfahren bei den deutschen Auslandsvertretungen wie auch den Ausländerbehörden und Anerkennungsstellen im Inland ändere sich dadurch aber nichts, wurde kritisiert.

Laut dem Gesetzentwurf soll es künftig ausreichen, im Ausland eine zweijährige Berufsausbildung absolviert zu haben und darüber hinaus mindestens zwei Jahre Berufserfahrung nachweisen zu können, um in Deutschland arbeiten zu dürfen. Eine formale Anerkennung des im Heimatland erworbenen Abschlusses braucht es nicht, wenn ein Arbeitsvertrag vorliegt. Mit einer „Chancenkarte“ sollen Ausländer mit einem über ein Punktesystem nachgewiesenen „guten Potenzial“ auch ohne Vertrag einreisen und sich vor Ort einen Job suchen dürfen. Bei IT-Spezialisten ohne Hochschulabschluss soll es künftig reichen, wenn sie „bestimmte non-formale Qualifikationen nachweisen können“.

Paradigmenwechsel und lange Verwaltungsverfahren

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) bewerte die Intention der geplanten Änderungen zum Abbau von Zuwanderungshürden sowie die zu erwartende Arbeitsmarktwirkung positiv, sagte BA-Vertreter Steffen Sottung. Der Paradigmenwechsel, dass künftig Fachkräften die Einwanderung ermöglicht wird, auch wenn der Berufsabschluss nicht vorher formal anerkannt ist, sende das Signal nach außen, „dass Arbeits- und Fachkräftezuwanderung nach Deutschland erwünscht ist“, sagte er. Benötigt werde aber ein Personalaufwuchs in allen betroffenen Verwaltungsbereichen sowie eine bessere Abstimmung der beteiligten Behörden untereinander.

Wesentliches Hemmnis für die gezielte Erwerbsmigration seien die komplizierten und langwierigen Verwaltungsverfahren, hieß es von Seiten der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitsgeberverbände (BDA). Schon jetzt sei es der Migrationsverwaltung nicht möglich, genügend Anträge zu bearbeiten, damit alle Menschen mit Arbeitsvertrag nach Deutschland kommen können, sagte BDA-Vertreter Nicolas Keller. Zugleich forderte er die Ausweitung der sogenannten Westbalkanregelung. „Wir sollten auf Regelungen setzen, die in der Praxis gut funktionieren“, sagte er. Zudem müsse das Beschäftigungsverbot in der Zeitarbeit abgeschafft werden.

Vermeidung ausbeuterischer Arbeitsverhältnisse

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) sieht Saisonarbeit und Leiharbeit kritisch. Das Risiko der Einreise in ausbeuterische Arbeitsverhältnisse sei zuletzt ohnehin angestiegen, sagte DGB-Vertreter Gerd Wiegel. Die über die Westbalkanregelung eingereisten Arbeitskräfte seien zumeist in Bereichen tätig, die durch schlechte Arbeitsbedingungen und schlechte Entlohnung gekennzeichnet seien. Eingewanderte aus Drittstaaten sollten daher grundsätzlich zu tarifvertraglichen Bedingungen beschäftigt werden. Die Fachkräfteeinwanderung dürfe nicht zur Absenkung von Sozialstandards führen, sagte Wiegel.

Die Regelungen seien nicht weitgehend genug, kritisierte Engelhard Mazanke vom Deutschen Städtetag. „Wir brauchen schlankere Verwaltungsverfahren, längere Aufenthaltstitel, großzügigeren Familiennachzug und Fiktionsbescheinigungen“, sagte er. Es gehe darum, etwa 100.000 Menschen pro Jahr in das Verwaltungsverfahren aufzunehmen, dabei sei man „jetzt schon am Rande der Dysfunktionalität“. In den Inlandsbehörden gebe es Wartezeiten von drei bis vier Monaten - in den Auslandsvertretungen von „deutlich über einem Jahr“, sagte Mazanke. Klaus Ritgen vom Deutschen Landkreistag forderte eine grundlegendere Reform des Aufenthaltsrechts und eine deutliche Reduzierung der Aufenthaltstitel. Der Schaffung einer zentralen Einwanderungsbehörde stehe er kritisch gegenüber, sagte Ritgen und verwies auf die damit verbundene Gefahr, „ineffiziente Doppelstrukturen“ zu schaffen. Schließlich brauche es für die Zuwanderer „Ansprechpartner vor Ort“.

Überforderung der Verwaltungen

Ferdinand Heinz Johann Weber vom Institut für Völkerrecht und Europarecht der Georg-August-Universität Göttingen hält indes die Übertragung der Zuständigkeiten auf eine zentrale Behörde mit echten Kompetenzen für „keine schlechte Idee“. Ansprechpartner vor Ort könne es dennoch geben. Der Gesetzentwurf führt aus seiner Sicht zu einer Überforderung der Verwaltungen. Die Chancenaufenthaltskarte etwa werde höchstens für ein Jahr erteilt. Das führe im Anschluss zu einem erheblichen Prüfaufwand.

Roman Lehner vom Institut für Öffentliches Recht der Georg-August-Universität Göttingen wies ebenso wie Weber daraufhin, dass die Regelungen für die qualifizierte Arbeitsmigration nach Deutschland schon jetzt außerordentlich liberal seien. Im Kampf um die „besten Köpfe“ erweise sich aber das Visumverfahren als echte Belastung für den Zuwanderungsstandort Deutschland. Die ernstzunehmenden Vollzugsmängeln müssten dringend angegangen werden, forderte er. Der Gesetzgeber allein könne keine Fachkräfte nach Deutschland lotsen. Jedes noch so „clevere Erwerbsmigrationsregime“ sei am Ende von nur geringem Wert, „wenn die effektive Vollziehung der materiellen Regelungen nicht gewährleistet ist“.

Probleme der Migrationsverwaltung

Die auf Ausländerbeschäftigungsrecht spezialisierte Rechtsanwältin Bettina Offer kam zu der Einschätzung, dass die Verwaltung die Mengen an benötigter Zuwanderung nicht abbilden könne. Was das Gesetz an Verwaltungsvereinfachungen enthält, sei „hinten und vorne nicht ausreichend“, urteilte sie. Marius Tollenaere, Rechtsanwalt für Migrations- und Staatsangehörigkeitsrecht, hält die Migrationsverwaltung für nicht in der Lage, „mehr Erteilungen hinzubekommen“. Sie sei schon seit mehreren Jahren in einer Dauerkrise, sagte er. Gebraucht werde wesentlich mehr Personal, das gut geschult, gut eingruppiert und mit Karriereaussichten ausgestattet sein müsse.

Tara Käsmeier vom Paritätischen Gesamtverband sprach sich dafür aus, Übergänge von der humanitären Einwanderung zur Erwerbsmigration zu ermöglichen. Die Bereiche der humanitären Einwanderung und der Erwerbsmigration seien zwar separat zu betrachten und zu regeln. Für diejenigen, die zunächst eingereist sind, um in Deutschland Schutz zu finden, sollte es aber möglich sein, „unter bestimmten Voraussetzungen auch in die Erwerbsmigration zu wechseln, wenn sie die dort genannten Bedingungen erfüllen“, sagte Käsmeier.

Chancenkarte und Gehaltsschwellen

Um Arbeitskräfte aus Drittstaaten zu gewinnen, müsse sich Deutschland drei Herausforderungen stellen, sagte Pau Palop-García vom Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung. Zum einen müssten die Menschen das Ziel haben, in Deutschland zu arbeiten und zu leben. Sie müssten aber auch in der Lage sein, hierherzukommen. Außerdem müssten die Menschen den Wunsch haben, längerfristig in Deutschland zu bleiben. Mit nur minimalen Änderungen, so Palop-García, werde man diese Herausforderungen nicht bestehen. Positiv bewertete er das Instrument der Chancenkarte. Sie sei im Entwurf aber zu bürokratisch geregelt.

Herbert Brücker, Leiter des Forschungsbereichs „Migration, Integration und internationale Arbeitsmarktforschung“ am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, nannte die Erfahrungssäule im Gesetz „sinnvoll“. So könne den Restriktionen begegnet werden, die es bei der Anerkennung beruflicher Abschlüsse gebe. Die nun angedachten Gehaltsschwellen lägen aber bei 75 Prozent der Gehälter von Fachkräften und würden damit einen großen Teil von Fachkräften ausschließen. Sinnvoller als die im Entwurf vorgesehene Abweichung für tarifgebundene Arbeitgeber wäre es aus seiner Sicht eine Regelung, die sich an Flächentarifverträgen orientiert.

Gesetzentwurf der Bundesregierung

Mit dem Gesetzentwurf will die Bundesregierung den Herausforderungen für die Fachkräftesicherung und den Arbeitsmarkt in Deutschland begegnen. Zur Bedarfsdeckung gelte es weiterhin, in erster Linie inländische und innereuropäische Potenziale zu heben, heißt es in der Vorlage. Dies reiche aber nicht aus, um den Fach- und Arbeitskräftebedarf zu sichern. „Zusätzlich müssen drittstaatsangehörige Fachkräfte für eine Erwerbsmigration nach Deutschland gewonnen werden und ihnen hierzu ein rechtmäßiger Aufenthalt gewährt werden“, schreibt die Bundesregierung.

Der Grundsatz des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes aus dem Jahr 2020 – eine qualifikations- und bedarfsorientierte Zuwanderung in den Arbeitsmarkt – habe sich bewährt, heißt es in dem Entwurf. Darauf aufbauend solle die Fachkräfteeinwanderung künftig auf drei Säulen beruhen: der Fachkräftesäule, der Erfahrungssäule und der Potenzialsäule. Zentrales Element der Einwanderung bleibe die Fachkräftesäule. Sie umfasse wie bisher die Blaue Karte EU für ausländische Hochschulabsolventen sowie die nationale Aufenthaltserlaubnis für ausländische Fachkräfte mit einem deutschen oder in Deutschland anerkannten Abschluss. Wer einen solchen Abschluss hat, soll künftig jede qualifizierte Beschäftigung ausüben können.

Erleichterte Arbeitsaufnahme für Berufseinsteiger

Mit dem Gesetzentwurf würden unter Ausnutzung des Spielraums, den die entsprechende EU-Richtlinie (2021 / 1883) biete, die bestehenden Gehaltsschwellen für Regel- und Engpassberufe spürbar abgesenkt. Zudem werde eine niedrige Mindestgehaltsschwelle für Berufsanfänger mit akademischem Abschluss geschaffen, was die Arbeitsaufnahme für Berufseinsteiger erleichtere. Künftig soll auch international Schutzberechtigten, die ihren Schutzstatus in Deutschland oder einem anderen EU-Mitgliedstaat erhalten haben, eine Blaue Karte EU ausgestellt werden. Für Inhaber einer solchen würden Arbeitgeberwechsel vereinfacht sowie Regelungen zur Ausübung von kurz- und langfristiger Intra-EU-Mobilität in Deutschland auch für Inhaber einer Blauen Karte EU geschaffen, die in einem anderen EU-Mitgliedstaat ausgestellt wurde. Zudem werde der Familiennachzug zu Inhabern einer Blauen Karte EU sowie die Erlangung der Erlaubnis zum Daueraufenthalt erleichtert.

Neu ist laut Bundesregierung, dass IT-Spezialisten künftig eine Blaue Karte EU erhalten können, wenn sie zwar keinen Hochschulabschluss besitzen, „aber bestimmte non-formale Qualifikationen nachweisen können“. Mit diesen Regelungen soll die Attraktivität Deutschlands für besonders qualifizierte Drittstaatsangehörige gesteigert werden, heißt es in der Vorlage. (hau/22.05.2023)

Dokumente

  • 20/6500 - Gesetzentwurf: Entwurf eines Gesetzes zur Weiterentwicklung der Fachkräfteeinwanderung
    PDF | 1 MB — Status: 24.04.2023

Tagesordnung

  • 39. Sitzung am Montag, dem 22. Mai 2023, 14.00 Uhr - Öffentliche Anhörung

Protokolle

  • Protokoll - 39. Sitzung - 22. Mai 2023 - Fachkräfteeinwanderung

Sachverständigenliste

  • Aktuelle Liste der Sachverständigen - Öffentliche Anhörung am Montag, dem 22. Mai 2023, 14.00 Uhr - Fachkräfteeinwanderung

Stellungnahmen

  • 20(26)59-3 - Gutachtliche Stellungnahme - Parlamentarischer Beirat für nachhaltige Entwicklung - Fachkräfteeinwanderung - BT-Drucksache 20/6500 - 22. Mai 2023
  • 20(4)219 A - Stellungnahme - Steffen Sottung, Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg - Fachkräfteeinwanderung - BT-Drucksache 20/6500 - 22. Mai 2023
  • 20(4)219 B - Stellungnahme - Gerd Wiegel, Deutscher Gewerkschaftsbund - Bundesvorstand, Berlin - Fachkräfteeinwanderung - BT-Drucksache 20/6500 - 22. Mai 2023
  • 20(4)219 C - Stellungnahme - Dr. Nicolas Keller, Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Berlin - Fachkräfteeinwanderung - BT-Drucksache 20/6500 - 22. Mai 2023
  • 20(4)219 D - Stellungnahme -Bundesvereinigung der kommunalen Spitzenverbände, Berlin - Fachkräfteeinwanderung - BT-Drucksache 20/6500 - 22. Mai 2023
  • 20(4)219 E - Stellungnahme - Prof. Dr. Herbert Brücker, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Nürnberg - Fachkräfteeinwanderung - BT-Drucksache 20/6500 - 22. Mai 2023
  • 20(4)219 F - Stellungnahme - Tara Käsmeier, Der Paritätische Gesamtverband, Berlin - Fachkräfteeinwanderung - BT-Drucksache 20/6500 - 22. Mai 2023
  • 20(4)219 G - Stellungnahme - PD Dr. Roman Lehner, Georg-August-Universität Göttingen - Fachkräfteeinwanderung - BT-Drucksache 20/6500 - 22. Mai 2023
  • 20(4)219 H - Stellungnahme - Bettina Offer, OFFER MASTMANN CORPORATE IMMIGRATION, Frankfurt am Main - Fachkräfteeinwanderung - BT-Drucksache 20/6500 - 22. Mai 2023
  • 20(4)219 I - Stellungnahme - Dr. Ferdinand Heinz Johann Weber, Georg-August-Universität Göttingen - Fachkräfteeinwanderung - BT-Drucksache 20/6500 - 22. Mai 2023
  • 20(4)219 J - Stellungnahme - Dr. Pau Palop-Garcia, Deutsches Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung, Berlin - Fachkräfteeinwanderung - BT-Drucksache 20/6500 - 22. Mai 2023
  • 20(4)219 K - Stellungnahme - Marius Tollenaere, Fragomen Global LLP, Frankfurt am Main - Fachkräfteeinwanderung - BT-Drucksache 20/6500 - 22. Mai 2023
  • 20(4)195 - Stellungnahme - Deutscher Anwaltverein, Berlin - Fachkräfteeinwanderung - BT-Drucksache 20/6500 - 22. Mai 2023
  • 20(4)207 - Stellungnahme - Zentralverband Deutsches Baugewerbe e. V., Berlin - Fachkräfteeinwanderung - BT-Drucksache 20/6500 - 22. Mai 2023
  • 20(4)213 - Stellungnahme - Fachnetzwerk Sozialpsychologie zu Flucht und Integration - Fachkräfteeinwanderung - BT-Drucksache 20/6500 - 22. Mai 2023
  • 20(4)214 - Stellungnahme - Reporter ohne Grenzen e. V., Berlin - Fachkräfteeinwanderung - BT-Drucksache 20/6500 - 22. Mai 2023
  • 20(4)218 - Stellungnahme - Zentralverband des Deutschen Handwerks, Berlin - Fachkräfteeinwanderung - BT-Drucksache 20/6500 - 22. Mai 2023
  • 20(4)223 - Stellungnahme - Bundesverband Deutsche Startups e. V., Berlin - Fachkräfteeinwanderung - BT-Drucksache 20/6500 - 22. Mai 2023

Weitere Informationen

  • Ausschuss für Inneres und Heimat

Herausgeber

Deutscher Bundestag, Online-Dienste

Inneres

Gesetzentwurf zur Fachkräfte­einwanderung angenommen

Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages haben am Freitag, 23. Juni 2023, einen Gesetzentwurf der Bundesregierung „zur Weiterentwicklung der Fachkräfteeinwanderung“ (20/6500, 20/6946, 20/7293 Nr. 1.3) angenommen. Für den Entwurf votierten 388 Abgeordnete, 234 Parlamentarier stimmten dagegen, es gab 31 Enthaltungen. Gegen das Votum der Opposition wurde außerdem ein Entschließungsantrag angenommen, den die Koalitionsfraktionen zu dem Gesetzentwurf eingebracht hatten (20/7432). Zwei weitere Entschließungsanträge von den Fraktionen der CDU/CSU (20/7400) und Die Linke (20/7399) lehnte das Parlament mit den Stimmen aller übrigen Fraktionen ab.

Ebenfalls keine Mehrheit erhielt ein AfD-Fraktion mit dem Titel „Technisierung statt Zuwanderung – Für einen Arbeitsmarkt der Zukunft“ (20/5225). Der Antrag wurde mit den Stimmen aller übrigen Fraktionen zurückgewiesen. Zu den Vorlagen hatteen der Innenausschuss Beschlussempfehlungen (20/7394) und der Haushaltsausschuss einen Bericht gemäß Paragraph 96 der Geschäftsordnung zur Finanzierbarkeit (20/7406) eingebracht.

Innenministerin: Ein Riesenschritt für die Zukunft

Deutschland bekomme „das modernste Einwanderungsrecht der Welt“, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) zu Beginn der Debatte. „Das ist ein guter Tag für die Bundesrepublik Deutschland“, befand sie. Fast zwei Millionen offene Stellen habe es Ende 2020 gegeben. Der Mangel an Fachkräften, so Faeser weiter, gelte als eine der größten Wachstumsbremsen für die Wirtschaft in Deutschland. Daher sei der Gesetzentwurf, der nach den Worten der Ministerin im parlamentarischen Verfahren „noch besser“ gemacht worden sei, „ein Riesenschritt für die Zukunft unseres Landes“. Es sichere hierzulande den Wohlstand.

Das Gesetz müsse nun aber auch in der Praxis umgesetzt werden, verlangte sie. Dazu müssten Verfahren gestrafft, Bürokratie abgebaut und eine Handhabbarkeit geschafft werden. Es sei schlicht nicht hinnehmbar, dass man 17 Anträge stellen müsse, wolle man eine Pflegekraft aus dem Ausland nach Deutschland holen, sagte Faeser.

Union nennt Regierungsentwurf „Mogelpackung“

Andrea Lindholz (CDU/CSU) teilte die Begeisterung der Innenministerin nicht. Zwar stehe auf dem Gesetz Fachkräfteeinwanderung. Es gehe aber vor allem um die „Zuwanderung von Geringqualifizierten aus aller Welt und ein neues Bleiberecht für Ausreisepflichtige“. Das Gesetz sei keine Weiterentwicklung der Regelung von 2020. „Es ist ein Risiko, es ist nicht modern, es ist eine Mogelpackung und es löst nicht das Fachkräfteproblem in Deutschland“, urteilte die Unionsabgeordnete.

Die Anforderungen an die Qualifikation der Zuwanderer würden massiv gesenkt, bemängelte Lindholz. Das Punktesystem schaffe zudem ein „Ampel-Bürokratiemonster“ zugunsten von Ausländern ohne Jobangebot und ohne ausreichende Qualifikation. Von dem von der Ampel vollendeten Spurwechsel profitierten mehr als 250.000 Asylbewerber. „Damit setzen Sie neue Anreize für illegalen Zuwanderung nach Deutschland“, sagte die Unionsabgeordnete.

Grüne: Das ist ein gesellschaftlicher Meilenstein

An den Haaren herbeigezogen sei diese Kritik, befand Dr. Konstantin von Notz (Bündnis 90/Die Grünen). „Das ist ein gesellschaftlicher Meilenstein, zu dem Sie nicht in der Lage waren“, sagte er an seine Vorrednerin gewandt. Damit werde die größte Wirtschaftsbremse in Deutschland gelöst. Es werde umgesetzt, was Unternehmen seit Jahren von der Politik eingefordert hätten. So werde der Arbeitsmarkt in Deutschland gegenüber ebenfalls erfolgreichen Einwanderungsländern wie den USA konkurrenzfähig, sagte der Grünenabgeordnete.

Seine Fraktion freue sich besonders über den Spurwechsel. „Wer schon hier ist, egal aus welchem Grund, hat jetzt die Chance, als Fachkraft in unserem Land tätig zu werden.“ Menschen, die jahrzehntelang zum Nichtstun und Abwarten verdammt gewesen seien, erhielten nun eine Perspektive, langfristig in Deutschland beschäftigt zu werden, sagte von Notz.

AfD übt scharfe Kritik am „Spurwechsel“

Aus Sicht von Norbert Kleinwächter (AfD) sorgt das Gesetz dafür, „dass jeder reinkommt, aber keiner rausfliegt“. Die in der Tat benötigten Fachkräfte brauche Deutschland nicht aus dem Ausland, sagte Kleinwächter. Der Bundesagentur für Arbeit zufolge seien rund 780.000 offene Stellen in Deutschland gemeldet. Dem stünden 5,5 Millionen Leistungsberechtigte im Bürgergeld gegenüber, von denen 3,9 Millionen erwerbsfähig seien. 2,5 Millionen Menschen zwischen 20 und 34 Jahre seien arbeitslos.

Zudem habe die Regierung seit 2014 2,5 Millionen „sogenannte Flüchtlinge ins Land geholt“, sagte der AfD-Abgeordnete. Es gebe nicht zu wenig Leute im Land. „Wir haben das Problem, dass wir viel zu viele Menschen im Land haben, die sich nicht sozialisieren, nicht qualifizieren und auch nicht integrieren – außer in unser Sozialsystem.“ Nun solle es auch noch den Spurwechsel für diejenigen geben, „die gar nicht da sein dürften“.

FDP: An Kanada, Australien und Neuseeland orientieren

Ordnung und Offenheit sind laut Johannes Vogel (FDP) keine Gegensätze. „Wir brauchen die klugen Köpfe und die fleißigen Hände“, sagte er. „Wir müssen endlich besser werden im globalen Wettbewerb um Talente.“ Dazu trage das Gesetz bei. An Kanada, Australien und Neuseeland gelte es sich zu orientieren, sagte Vogel. Das sei seit Jahren überfällig.

Mit dem Punktesystem, so der FDP-Abgeordnete, werde ein klares Signal an die Welt gesendet: „Wer nach klaren Kriterien wie Qualifikationen, Arbeitsmarktbedarf und Sprache herkommen will, ist herzlich eingeladen, das zu tun.“ Deutschland sei schon lange ein Einwanderungsland, sagte Vogel. Es zähle nicht, woher jemand kommt. „Für uns zählt alleine, wohin er oder sie mit uns will.“

Linke warnt vor „Zwei-Klassen-Migrationspolitik“

Gökay Akbulut (Die Linke) hält das Gesetz für „zu einseitig an den Interessen der Wirtschaft und der Arbeitgeber ausgerichtet“. Eine Reform des Einwanderungsrechts müsse sich aber vor allem an menschenrechtlichen Gesichtspunkten orientieren. „Wir wollen, dass die Rechte der Migrantinnen und Migranten gestärkt werden“, sagte die Linken-Abgeordnete.

Zwar sei es erfreulich, dass die Ampel den Entwurf nachgebessert habe und den Familiennachzug erleichtern wolle. Davon würden aber nur Fachkräfte profitieren, die als leitenden Angestellte, als Führungskraft oder als „Unternehmensspezialist“ tätig seien. Das führe zu einer Zwei-Klassen-Migrationspolitik, beklagte sie.

Arbeitsminister: Irreguläre Migration reduzieren, legale Einwanderung stärken

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sagte, es würden nicht nur „ein paar Akademiker“ gebraucht, sondern auch beruflich Qualifizierte. „Wir brauchen Arbeitskräfte und Fachkräfte im Handel, im Handwerk, im Bereich der sozialen Dienstleistungsberufe und im Bereich der industriellen Produktion“, sagte der Minister. Deshalb sei es wichtig, inländische Potenziale anzusprechen – ebenso wie die qualifizierte Einwanderung.

Mit dem Gesetz werde aber auch Migration besser gesteuert und sortiert. Es gelte, irreguläre Migration zu reduzieren und legale Einwanderung zu stärken. „Das ist in unserem Interesse“, sagte der Minister.

SPD wirbt für offene Kultur

Hakan Demir (SPD) kritisiert die Unionsfraktion „Wir müssen eine offene Gesellschaft sein, die neue Nachbarn akzeptiert“, sagte er. Das müsse auch in der Kommunikation deutlich werden. „Sonst kommen diese Menschen nicht und bleiben auch nicht.“

Wolle man, dass die neuen Nachbarn „mit uns zusammen den Wohlstand hier sichern, müssen wir eine offene Kultur und eine Freundlichkeit haben, die auch im Bundestag starten muss“, betonte Demir.

Gesetzentwurf der Bundesregierung

Mit dem Gesetzentwurf „zur Weiterentwicklung der Fachkräfteeinwanderung“ (20/6500) will die Bundesregierung den Herausforderungen für die Fachkräftesicherung und den Arbeitsmarkt in Deutschland begegnen. Zur Bedarfsdeckung gelte es weiterhin, in erster Linie inländische und innereuropäische Potenziale zu heben, heißt es in dem Entwurf. Dies reiche aber nicht aus, um den Fach- und Arbeitskräftebedarf zu sichern. „Zusätzlich müssen drittstaatsangehörige Fachkräfte für eine Erwerbsmigration nach Deutschland gewonnen werden und ihnen hierzu ein rechtmäßiger Aufenthalt gewährt werden“, schreibt die Bundesregierung.

Der Grundsatz des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes aus dem Jahr 2020 – eine qualifikations- und bedarfsorientierte Zuwanderung in den Arbeitsmarkt – habe sich bewährt, heißt es in dem Entwurf. Darauf aufbauend, solle die Fachkräfteeinwanderung künftig auf drei Säulen beruhen: der Fachkräftesäule, der Erfahrungssäule und der Potenzialsäule. Zentrales Element der Einwanderung bleibe die Fachkräftesäule. Sie umfasse wie bisher die Blaue Karte EU für ausländische Hochschulabsolventen sowie die nationale Aufenthaltserlaubnis für ausländische Fachkräfte mit einem deutschen oder in Deutschland anerkannten Abschluss. Wer einen solchen Abschluss hat, soll künftig jede qualifizierte Beschäftigung ausüben können.

Mit dem Gesetzentwurf würden unter Ausnutzung des Spielraums, den die entsprechende EU-Richtlinie (2021 / 1883) biete, die bestehenden Gehaltsschwellen für Regel- und Engpassberufe spürbar abgesenkt. Zudem werde eine niedrige Mindestgehaltsschwelle für Berufsanfänger mit akademischem Abschluss geschaffen, was die Arbeitsaufnahme für Berufseinsteiger erleichtere. Künftig soll auch international Schutzberechtigten, die ihren Schutzstatus in Deutschland oder einem anderen EU-Mitgliedstaat erhalten haben, eine Blaue Karte EU ausgestellt werden. Für Inhaber einer solchen würden Arbeitgeberwechsel vereinfacht sowie Regelungen zur Ausübung von kurz- und langfristiger Intra-EU-Mobilität in Deutschland auch für Inhaber einer Blauen Karte EU geschaffen, die in einem anderen EU-Mitgliedstaat ausgestellt wurde. Zudem werde der Familiennachzug zu Inhabern einer Blauen Karte EU sowie die Erlangung der Erlaubnis zum Daueraufenthalt erleichtert.

Blaue Karte EU für IT-Spezialisten

Neu ist laut Bundesregierung, dass IT-Spezialisten künftig eine Blaue Karte EU erhalten können, wenn sie zwar keinen Hochschulabschluss besitzen, „aber bestimmte non-formale Qualifikationen nachweisen können“. Mit diesen Regelungen soll die Attraktivität Deutschlands für besonders qualifizierte Drittstaatsangehörige gesteigert werden, heißt es in der Vorlage.

Indem die Aufnahme eines Studiums in Deutschland attraktiver gemacht wird, soll die Bildungsmigration gestärkt werden. Hierbei werde die Sicherung des Lebensunterhalts durch erweiterte Möglichkeiten zur Nebenbeschäftigung bei Studienaufenthalten erleichtert. Dazu werde die Möglichkeit geschaffen, die Höchstbeschäftigungszeiten nach den sozialrechtlichen Regelungen zu sogenannten Werkstudenten auch aufenthaltsrechtlich anzuwenden, um im erlaubten Rahmen zulässiger Nebentätigkeiten während des Studiums zu bleiben, schreibt die Bundesregierung.

Durch die Einführung einer neuen Aufenthaltserlaubnis für eine Anerkennungspartnerschaft soll für vorqualifizierte Drittstaatsangehörige das Erlangen eines in Deutschland anerkannten Abschlusses attraktiver werden, heißt es in dem Entwurf. Dazu könne das Anerkennungsverfahren - wie bisher nur im Rahmen von Vermittlungsabsprachen möglich - erst im Inland begonnen werden.

Für Personen mit einem ausländischen, mindestens zweijährigen Berufsabschluss oder einem Hochschulabschluss soll zur Arbeitssuche eine Chancenkarte auf Basis eines Punktesystems eingeführt werden. Zu den Auswahlkriterien sollen Sprachkenntnisse, Berufserfahrung, Alter und Deutschlandbezug gehören. Die Chancenkarte biete Möglichkeiten zur Probearbeit oder Nebenbeschäftigung. „Der Wechsel in Aufenthaltstitel zu Erwerbs- oder Bildungszwecken wird gewährleistet“, schreibt die Regierung.

Änderungen im Ausschuss

Gegen die Stimmen der CDU/CSU- und der AfD-Fraktion nahm der Ausschuss für Inneres und Heimat in seiner Sitzung am Mittwoch, 21. Juni 2023, einen Änderungsantrag der Koalitionsfraktionen an, der eine Senkung der Mindestgehaltsschwelle für die Erteilung der Blauen Karte EU für Regelberufe auf 50 Prozent der jährlichen Beitragsbemessungsgrenze in der allgemeinen Rentenversicherung vorsieht. Diese neue Mindestgehaltsschwelle läge laut Begründung im laufenden Jahr bei 43.800 Euro brutto im Jahr.

Auch sollen Asylbewerber, die vor dem 29. März 2023 eingereist sind sowie unter anderem eine entsprechende Qualifikation und ein Arbeitsplatzangebot haben oder sich bereits in einem entsprechenden Arbeitsverhältnis befinden, ihr Asylverfahren durch Antragsrücknahme beenden und eine Aufenthaltserlaubnis als Fachkraft beantragen können, ohne zuvor auszureisen und ein Visumverfahren durchlaufen zu haben.

Ferner soll in Zukunft auch den Eltern einer Fachkraft eine Aufenthaltserlaubnis zum Familiennachzug erteilt werden können. Gleiches gilt für die Schwiegereltern der Fachkraft, wenn deren Ehepartner sich dauerhaft in Deutschland aufhält. Zudem ist unter anderem die Möglichkeit einer Verlängerung der Chancenkarte um bis zu zwei Jahre vorgesehen, wenn der Ausländer einen Arbeitsvertrag oder ein verbindliches Arbeitsplatzangebot für eine inländische qualifizierte Beschäftigung hat und die Bundesagentur für Arbeit zustimmt.

Entschließung 

Gegen die Stimmen der Oppositionsfraktionen fasste der Ausschuss auf Antrag der Koalition eine Entschließung, in der die Bundesregierung aufgefordert wird, die sogenannte Westbalkan-Regelung „zu einem Teil des Instrumentenkastens für Migrationsabkommen zu machen“.

Die genannte Regelung eröffnet Menschen vom Westbalkan für jede Beschäftigung einen Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt. Sie könne Bestandteil der jeweils zu verhandelnden Migrationsabkommen der Bundesregierung sein, heißt es in der Entschließung. Wenn mit einem Staat ein Migrationsabkommen mit der analogen Anwendung der Westbalkan-Regelung geschlossen wird, soll der Entschließung zufolge „das von der Bundesregierung verhandelte Kontingent nicht auf das bestehende Kontingent der Westbalkan-Staaten angerechnet und per Verordnung umgesetzt“ werden.

Antrag der AfD

Die AfD-Fraktion fordert in einem Antrag (20/5225) einen zukunftsfähigen Arbeitsmarkt, der auf Technisierung statt auf Zuwanderung setzt. Darin heißt es: „Migranten haben die Fachkräftelücke in der Vergangenheit nicht geschlossen und werden sie auch in Zukunft nicht schließen. Statt verzweifelt an überkommenen Konzepten festzuhalten, muss die Arbeitsmarktpolitik komplett neu aufgestellt werden.“ Langfristig sei eine aktivierende Familienpolitik erforderlich, die eine ausgeglichene Geburtenbilanz zum Ziel habe. Für den Übergang sei zur Schließung der Arbeitskräftelücke in Deutschland eine „Zwei-Standbeine-Strategie erfolgversprechend: Vermehrte Nutzung des eigenen Arbeitskräftepotentials auf der einen Seite, verstärkte Technisierung auf der anderen Seite.“

Die Fraktion fordert von der Bundesregierung unter anderem, die Steuerlast für Erwerbstätige spürbar zu senken, die „unkontrollierte Massenmigration und dem daraus resultierenden Lohndumping ein Ende zu bereiten“ sowie ein am tatsächlichen Bedarf ausgerichtetes Einwanderungsrecht zu schaffen. Ferner verlangen die Abgeordneten, ältere Beschäftigte mit steuerlichen Anreizen für Arbeitnehmer und Unternehmen - freiwillig- länger auf dem Arbeitsmarkt zu halten. Menschen müssten zudem für eine frühere Berufsausbildung und einen frühen Berufseintritt motiviert werden, sodass sich automatisch die Lebensarbeitszeit erhöht, was wiederum positive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und die Finanzierung der Sozialversicherungen hätte, heißt es in dem Antrag. (hau/che/23.06.2023)

Reden zu diesem Tagesordnungspunkt

Bärbel Bas

Bärbel Bas

© Bärbel Bas / Photothek Media Lab

Bas, Bärbel

Bundestagspräsidentin

Nancy Faeser

Nancy Faeser

© picture alliance/dpa | Michael Kappeler

Faeser, Nancy

Bundesministerin des Innern und für Heimat

Andrea Lindholz

Andrea Lindholz

© Andrea Lindholz/ Timo Raab

Lindholz, Andrea

CDU/CSU

Konstantin von Notz

Konstantin von Notz

© Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion/ Stefan Kaminski

Notz, Dr. Konstantin von

Bündnis 90/Die Grünen

Norbert Kleinwächter

Norbert Kleinwächter

© AfD-Fraktion im Deutschen Bundestag/Stephan Schmidt

Kleinwächter, Norbert

AfD

Johannes Vogel

Johannes Vogel

© Johannes Vogel/ Stefan Finger

Vogel, Johannes

FDP

Gökay Akbulut

Gökay Akbulut

© Gökay Akbulut/Thommy Mardo

Akbulut, Gökay

Die Linke

Hubertus Heil

Hubertus Heil

© Photothek/ Thomas Imo

Heil (Peine), Hubertus

Bundesminister für Arbeit und Soziales

Stephan Stracke

Stephan Stracke

© Tobias Koch

Stracke, Stephan

CDU/CSU

Lamya Kaddor

Lamya Kaddor

© Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen/ Stefan Kaminski

Kaddor, Lamya

Bündnis 90/Die Grünen

Konstantin Kuhle

Konstantin Kuhle

© Konstantin Kuhle/ Munir Werner

Kuhle, Konstantin

FDP

Bärbel Bas

Bärbel Bas

© Bärbel Bas / Photothek Media Lab

Bas, Bärbel

Bundestagspräsidentin

Susanne Ferschl

Susanne Ferschl

© Susanne Ferschl/Foto Baur

Ferschl, Susanne

Die Linke

Hakan Demir

Hakan Demir

© Hakan Demir/ Fionn Grosse

Demir, Hakan

SPD

Alexander Throm

Alexander Throm

© Alexander Throm/Tobias Koch

Throm, Alexander

CDU/CSU

Misbah Khan

Misbah Khan

© Misbah Khan/ Nils Leon Brauer

Khan, Misbah

Bündnis 90/Die Grünen

Nadine Schön

Nadine Schön

© Nadine Schön/Tobias Koch

Schön, Nadine

CDU/CSU

Sebastian Hartmann

Sebastian Hartmann

© Sebastian Hartmann

Hartmann, Sebastian

SPD

Kay Gottschalk

Kay Gottschalk

© Kay Gottschalk/ AfD

Gottschalk, Kay

AfD

Sebastian Hartmann

Sebastian Hartmann

© Sebastian Hartmann

Hartmann, Sebastian

SPD

Marc Biadacz

Marc Biadacz

© Marc Biadacz/Tobias Koch

Biadacz, Marc

CDU/CSU

Martin Rosemann

Martin Rosemann

© Dr. Martin Rosemann/ Fionn Große

Rosemann, Dr. Martin

SPD

Martin Reichardt

Martin Reichardt

© Martin Reichardt/Daniel Schneider

Reichardt, Martin

AfD

Martin Rosemann

Martin Rosemann

© Dr. Martin Rosemann/ Fionn Große

Rosemann, Dr. Martin

SPD

Bärbel Bas

Bärbel Bas

© Bärbel Bas / Photothek Media Lab

Bas, Bärbel

Bundestagspräsidentin

Dokumente

  • 20/5225 - Antrag: Technisierung statt Zuwanderung - Für einen Arbeitsmarkt der Zukunft
    PDF | 186 KB — Status: 17.01.2023
  • 20/6500 - Gesetzentwurf: Entwurf eines Gesetzes zur Weiterentwicklung der Fachkräfteeinwanderung
    PDF | 1 MB — Status: 24.04.2023
  • 20/6946 - Unterrichtung: Entwurf eines Gesetzes zur Weiterentwicklung der Fachkräfteeinwanderung - Drucksache 20/6500 - Stellungnahme des Bundesrates und Gegenäußerung der Bundesregierung
    PDF | 224 KB — Status: 24.05.2023
  • 20/7293 - Unterrichtung: über die gemäß § 80 Absatz 3 und § 92 der Geschäftsordnung an die Ausschüsse überwiesenen Vorlagen (Eingangszeitraum: 15. März bis 14. Juni 2023)
    PDF | 207 KB — Status: 16.06.2023
  • 20/7394 - Beschlussempfehlung und Bericht: zu dem Gesetzentwurf der Bundesregierung - Drucksachen 20/6500, 20/6946, 20/7293 Nr. 1.3 - Entwurf eines Gesetzes zur Weiterentwicklung der Fachkräfteeinwanderung
    PDF | 433 KB — Status: 21.06.2023
  • 20/7399 - Entschließungsantrag: zu der dritten Beratung des Gesetzentwurfs der Bundesregierung - Drucksachen 20/6500, 20/6946, 20/7394 - Entwurf eines Gesetzes zur Weiterentwicklung der Fachkräfteeinwanderung
    PDF | 183 KB — Status: 21.06.2023
  • 20/7400 - Entschließungsantrag: zu der dritten Beratung des Gesetzentwurfs der Bundesregierung - Drucksachen 20/6500, 20/6946, 20/7394 - Entwurf eines Gesetzes zur Weiterentwicklung der Fachkräfteeinwanderung
    PDF | 183 KB — Status: 21.06.2023
  • 20/7406 - Bericht: gemäß § 96 der Geschäftsordnung zu dem Gesetzentwurf der Bundesregierung - Drucksachen 20/6500, 20/6946, 20/7293 Nr. 1.3, 20/7394 - Entwurf eines Gesetzes zur Weiterentwicklung der Fachkräfteeinwanderung
    PDF | 205 KB — Status: 21.06.2023
  • 20/7432 - Entschließungsantrag: zu der dritten Beratung des Gesetzentwurfs der Bundesregierung - Drucksachen 20/6500, 20/6946, 20/7394 - Entwurf eines Gesetzes zur Weiterentwicklung der Fachkräfteeinwanderung
    PDF | 136 KB — Status: 22.06.2023
  • Fundstelle im Plenarprotokoll

Beschluss

  • Gesetzentwurf 20/6500, 6946 (Beschlussempfehlung 20/7394: Gesetzentwurf in Ausschussfassung annehmen) angenommen
  • namentliche Abstimmung zu Gesetzentwurf 20/6500
  • 10:38:46: Beginn der Abstimmung
  • 11:01:40: Ende der Abstimmung
  • Gesamt: 653 Ja: 388 Nein: 234 Enthaltungen 31
  • Gesetzentwurf 20/6500, 6946 angenommen
  • Beschlussempfehlung 20/7409 Buchstabe b (Antrag 20/5225 ablehnen) angenommen
  • Entschließungsantrag 20/7432 angenommen

Tagesordnung

Sitzungsverlauf

Herausgeber

Deutscher Bundestag, Online-Dienste

  1. Startseite
  2. Dokumente
  3. Texte (2021-2025)
  4. 2023
zurück zu: Texte (2021-2025)
  • Instagram-Kanäle

    • Bundestag
    • Bundestagspräsidentin
  • LinkedIn
  • Mastodon-Kanäle

    • Bundestag
    • hib-Nachrichten
  • WhatsApp
  • YouTube
  • Hilfe
  • Kontakt
  • Inhaltsübersicht
  • Instagram-Kanäle

    • Bundestag
    • Bundestagspräsidentin
  • LinkedIn
  • Mastodon-Kanäle

    • Bundestag
    • hib-Nachrichten
  • WhatsApp
  • YouTube
  • Barrierefreiheit
  • Datenschutz
  • Impressum

© Deutscher Bundestag

{Ausdruck aus dem Internet-Angebot des Deutschen Bundestages

https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2023/kw21-pa-inneres-fachkraefteeinwanderung-949010

Stand: 24.05.2025