15.06.2023 | Parlament

Begrüßungsansprache von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas beim IPS-Empfang im Paul-Löbe-Haus

Exzellenzen,
sehr geehrter Herr Professor Ziegler,
sehr geehrte Frau (Marianne) Schieder, 
liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Gäste,
und vor allem: liebe Stipendiatinnen und Stipendiaten, 

ich begrüße Sie alle zum Empfang des Internationalen Parlamentsstipendiums. 
Zum ersten Mal seit langem wieder hier im Paul-Löbe-Haus. 
In voller Größe. 
Ich freue mich, hier bei Ihnen zu sein.
Auf den ersten Blick erkennt man: 
Es ist ein besonderer und ein bunter Anlass.

Ich sehe Flaggen, Tafeln und Bilder aus den teilnehmenden Ländern. 
Später werden wir auch Trachten sehen. 
Und Musik hören. 

Eine Stipendiatin hat einmal zu mir gesagt:
„Das Praktikum im Bundestag war die schönste Zeit meines Lebens.“ 

Wenn ich mich mal so umschaue, könnte ich mir vorstellen: Der heutige Abend ist auch für viele von Ihnen ein bewegender Moment. 
Ich hoffe, dass Sie mit besten Erinnerungen 
an uns im Deutschen Bundestag in Ihre Heimatländer zurückgehen. 
Und mit einer bleibenden Verbindung zu Deutschland. 

Sie haben hier Einblicke in den Alltag der Abgeordneten gewonnen
– von der Arbeit im Wahlkreis bis zur Beratung im Ausschuss. 

Sie haben die Abläufe und Verfahren im Deutschen Bundestag kennen gelernt. 

Sie haben miterlebt, wie Entscheidungen zustande gekommen sind. 
Und wie um Kompromisse gerungen wurde. 

Sie haben sicher viel gelernt. 
Und auch wir im Deutschen Bundestag haben viel von Ihnen gelernt. 

Wenn ich mit Abgeordneten spreche, heißt es immer: Die Stipendiatinnen und Stipendiaten sind vom ersten Tag an engagiert dabei. 

Sie bringen frische Impulse mit. 

Und Erfahrungen aus ihren Heimatländern, die unsere Arbeit bereichern. 

Liebe Stipendiatinnen und Stipendiaten, herzlichen Dank für Ihren Einsatz, Ihre Ideen, Ihre Neugier und Ihre Bereitschaft, 
sich auf uns einzulassen. 
Sie sind in den vergangenen Monaten im Deutschen Bundestag ein und aus gegangen. 

Sie wissen daher: Das Reichstagsgebäude nicht nur ein Arbeitsort. 
Es ist auch ein Denkmal unserer Geschichte. 

Das Reichstagsgebäude erzählt von den Höhen und Tiefen des deutschen Parlamentarismus. 

Es erinnert daran, dass Demokratien scheitern können, wenn überzeugte Demokratinnen und Demokratie fehlen. 

Die Demokratie ergibt sich nicht von allein. 
Sie muss aktiv gelebt, erkämpft und immer wieder verteidigt werden. 
Diese Botschaft ist bedrückend aktuell. 
Die parlamentarische Demokratie ist weltweit unter Druck geraten. 
Von innen: durch Populismus und Polarisierung. 
Und von außen: durch autoritäre Mächte. 

Der russische Krieg gegen die Ukraine ist nicht nur ein Angriff auf die internationale Ordnung und das Völkerrecht.
Er ist auch eine Kampfansage an die Demokratie. 

Aber die Demokratien der Welt reagieren entschlossen und geschlossen.  
Mir ist es wichtig, dass wir diesen Zusammenhalt aufrechterhalten. 
Wir müssen solidarisch bleiben mit der Ukraine – und zwar solange dies nötig ist. 
Ich freue mich, dass heute auch einige ukrainische Teilnehmerinnen hier sind.
Ihre Teilnahme am diesjährigen Stipendienprogramm ist ein starkes Zeichen. 

Wir hatten auch einige junge Männer aus der Ukraine für das Programm ausgewählt.
Aus offensichtlichen Gründen war ihnen die Reise nach Deutschland nicht möglich. 
An sie denken wir heute ganz besonders. 

In diesem Jahr nehmen junge Leute aus mehr als 32 Ländern am IPS-Programm teil. 
Ich bin begeistert, welch weiten Weg einige auf sich genommen haben. 
Sogar aus Argentinien, Indonesien oder der Mongolei.  
Egal aus welchem der 32 Länder Sie kommen: 
Es ist wunderbar, dass Sie da sind! 

Unser Parlamentsstipendium bringt Menschen aus ganz unterschiedlichen Kulturen und Regionen zusammen. 

Menschen, die sich unter anderen Umständen kaum begegnet wären. 

Bei uns im Bundestag lernen sie voneinander. 
Interessieren sich füreinander. 
Und vernetzen sich miteinander. 

Das macht den einzigartigen Charme unseres Programms aus. 
Und ich bin überzeugt: 
Es stärkt den Zusammenhalt der Demokratien. 
Was mir außerdem wichtig ist: 
Der Deutsche Bundestag fördert auf diese hochqualifizierte Frauen. 

Wenn ich mich so umschaue, 
haben wir die Parität mehr als erreicht.  
Auch das ist gut für die Demokratie. 

Das Internationale Parlamentsstipendium ist eine Erfolgsgeschichte! 
Darauf bin ich stolz.

Das IPS gibt es seit mehr als 35 Jahren. 
Es ist in dieser Zeit deutlich gewachsen. 
Und noch immer ist die Nachfrage ungebrochen. 

Ich danke allen, die an dieser Erfolgsgeschichte jedes Jahr aufs Neue mitschreiben: 

•    den Abgeordneten, die Praktika anbieten,
•    den Referentinnen und Referenten, die am Kursprogramm mitwirken,
•    den politischen Stiftungen, 
•    den beteiligten Botschaften,
•    den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Bundestagsverwaltung, 
•    und den drei Berliner Universitäten, mit denen wir ein sehr anspruchsvolles Begleitprogramm zusammenstellen. 

Professor Ziegler von der FU Berlin wird gleich das Wort an uns richten. 

Liebe Stipendiatinnen und Stipendiaten, 

wir treffen uns heute am Ende Ihrer Zeit im Deutschen Bundestag. 
Aber im Grunde hat Ihre Reise als IPS-Stipendiat erst begonnen. 

Sie sind jetzt Teil eines einzigartig Ehemaligen-Netzwerkes, das viele Länder verbindet und das über Generationen hinweg funktioniert. 

Nutzen Sie dieses Netzwerk. 
Bleiben Sie miteinander und mit uns in Kontakt. Und helfen Sie mit, dieses Netzwerk weiter auszubauen. 

Die Gelegenheit dazu bietet sich schon heute Abend. Einige Alumni sind hier. 
Liebe Ehemalige, 
seien auch Sie herzlich willkommen. 
Ich freue mich, dass Sie gekommen sind. 

Liebe Stipendiatinnen und Stipendiaten, 
alles Gute für Ihren weiteren Lebensweg. 

Ich hoffe, die eine oder den anderen von Ihnen einmal wiederzusehen. 

Ich wünsche uns allen einen gelungenen und bunten Abend.

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