16.11.2023 | Parlament

30 Jahre Thüringer Landesbeauftragter

Das Bild zeigt 5 Personen, die im Gespräch miteinander sind.

Vorstellung des Quellen-Zeitzeugenprojektes „Beraten. Erinnern. Aufarbeiten“ mit den Zeitzeugen Peter Wulkau und Hartmut Rosinger im Thüringer Landtag. (© Team Zupke)

Am 16. November wurde im Thüringer Landtag „30 Jahre Landesbeauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur“ gefeiert.

Seit nun mehr als dreißig Jahren berät der Landesbeauftragte mit seinem Team Bürgerinnen und Bürger und öffentliche Stellen in Thüringen in allen Fragen, die sich aus dem Umgang mit politischer Verfolgung in der DDR ergeben und unterstützt die historische politische Bildung.

In ihrer Rede skizzierte die SED-Opferbeauftragte, was in der Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Unterstützung der Opfer in den letzten drei Jahrzehnten erreicht wurde. Gleichzeitig benannte sie die aktuellen Herausforderungen, wie die schlechte soziale Lage der Opfer und die großen Probleme in der Anerkennung der verfolgungsbedingten Gesundheitsschäden.

Mit Blick auf die kommenden Jahre hob die Bundesbeauftragte hervor:

„Hier in Thüringen haben Sie mit dem Amt des Landesbeauftragten genau den richtigen Partner für all das, was vor uns liegt. Einen Partner, der die Opfer unterstützt, über die SED-Diktatur aufklärt und Impulse für die Aufarbeitung gibt. Die Arbeit des Thüringer Beauftragten für die Aufarbeitung der SED-Diktatur ist eine Investition in unsere Demokratie.“

Gemeinsam mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stellte der Landesbeauftragte Dr. Peter Wurschi im Rahmen der Festveranstaltung die Schwerpunkte seiner Arbeit unter den Schlagworten „Beraten. Erinnern. Aufarbeiten“ vor. Besonders beeindruckt hat die rund 100 Gäste, die Vorstellung eines Bildungsprojektes des Landesbeauftragten, bei dem der ehemalige politische Häftling Peter Wulkau gemeinsam mit einem „seiner“ früheren inoffiziellen Mitarbeiter Hartmut Rosinger vor Schülerinnen und Schüler auftritt. Gemeinsam berichteten beide aus ihrer jeweiligen Perspektive. Peter Wulkau stellte dar, was es bedeutet aus politischen Gründen inhaftiert zu werden und wie es sich anfühlte nach der Öffnung der Stasi-Akten zu erfahren, dass auch Freunde – wie Hartmut Rosinger – an die Stasi über ihn berichtet hatten.

Hartmut Rosinger wiederum berichtet davon, wie er von der Staatsicherheit angeworben wurde, über Jahre Informationen an die Geheimpolizei gab und wie er heute dazu steht. Gemeinsam zeigten beide, wie es gelingen kann, miteinander wieder ins Gespräch zu kommen und welchen zentrale Bedeutung dabei die Reue und das Eingeständnis der eigenen Schuld hat.

Die Festveranstaltung wurde durch einen Vortrag des Publizisten Dr. Richard Herzinger abgerundet, der in seiner Rede die Bedeutung der Auseinandersetzung mit der Geschichte für die demokratische Gesellschaft hervorhob. Dies gelte, so Herzinger, ebenso auf globaler und nationaler Ebene, wie konkret vor Ort in Thüringen.

Die enge Zusammenarbeit mit den Landesbeauftragten ist ein wesentliches Fundament in der Arbeit der SED-Opferbeauftragten. So ist die Bundesbeauftragte regelmäßig in der Konferenz der Landesbeauftragten zu Gast und erhält wichtige Impulse aus der Arbeit der Beauftragten in den jeweiligen Ländern. Gemeinsam richten die Landesbeauftragten, die Bundesstiftung Aufarbeitung und die SED-Opferbeauftragte gemeinsam mit den Verfolgtenverbänden einmal im Jahr einen Bundeskongress aus, der insbesondere der gegenseitigen Information und Vernetzung dient.

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