10.09.2025 Sport und Ehrenamt — Ausschuss — hib 413/2025

Konzepte der Kandidaten für die deutsche Olympia-Bewerbung

Berlin: (hib/HAU) Bei der Sitzung des Sportausschusses am Mittwoch haben die vier Kandidaten für die deutsche Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele im Sommer - Berlin, Hamburg, München und die Rhein-Ruhr Region - ihre Konzepte vorgestellt. Zuvor hatten der neue Vorstandsvorsitzende des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Otto Fricke, über das Auswahlprozedere und der Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS), Hans-Jörg Michels, über die große Bedeutung Paralympischer Spiele in Deutschland für die Entwicklung des paralympischen Sports gesprochen.

Fricke sieht in der Olympiabewerbung eine gemeinschaftliche Aufgabe. Auch wenn man vier Kandidaten habe, werde es darum gehen, „das Land insgesamt dafür zu begeistern“. Der DOSB sehe es als seine Aufgabe an, 53 Jahre nach dem Erlöschen der Olympischen Flamme in München das Feuer neu anzuzünden. Es werde keine Bewerbung für ein konkretes Jahr geben, betonte er. Es gehe um die Jahre 2036, 2040 und 2044. Schlussendlich müsse man sehen, welchen Möglichkeiten das IOC eröffnet.

Der DOSB, so der Vorstandsvorsitzende weiter, sei neutral. Es gehe darum, dem IOC das beste Angebot zu machen. Fricke forderte die Unterstützung von Politik und Wirtschaft für die Bewerbung ein. Gleichzeitig gelte es aber auch, die Menschen mitzunehmen. Er machte deutlich, dass der DOSB niemals die Forderung nach Bürgerbefragungen erhoben habe oder erheben wolle. Jedem Bewerber werde die Möglichkeit gegeben, eine demokratische Fundierung zu schaffen. Das könne eine Bürgerbefragung oder auch eine parlamentarische Entscheidung sein.

Die aktuellen Umfragen stimmten ihn positiv, sagte der DOSB-Vorstandsvorsitzende. Eine Zustimmung um die 70 Prozent sei eine „sehr, sehr gute Zahl“.

Für die Entscheidung im September 2026, welcher deutsche Kandidat ins Rennen geht, werde es eine Entscheidungsmatrix geben, kündigte Fricke an. Deren Nachvollziehbarkeit sei die Garantie dafür, dass die Entscheidung auf professionelle Ebene entsteht. „Es geht um einen fairen Wettbewerb“, sagte der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Olympischen Sportbundes.

DBS-Präsident Michels verwies auf die positiven Erfahrungen, die der paralympische Sport mit den Spielen in London 2012 und insbesondere in Paris 2024 gemacht habe. Die Paralympischen Spiele stünden für Inklusion, Inspiration, Vielfalt und Respekt, sagte Michels. Das seien Werte, die insbesondere im Ausrichterland wahrgenommenen und verinnerlicht würden. Die Paralympischen Spiele förderten in besonderem Maße die Möglichkeiten und die Chancen für das Sporttreiben für Menschen mit Behinderungen, sagte der DBS-Präsident.

Iris Spranger (SPD), Senatorin für Inneres und Sport in Berlin, stellte das Konzept Berlin+ vor. Berlin als vielseitige und kreative Hauptstadt sei bereit, das Zukunftsprojekt Olympische und Paralympische Spiele mit ganzer Kraft Wirklichkeit werden zu lassen, sagte sie. Das Konzept heiße Berlin+, weil sich die Hauptstadt mit ihrer Strahlkraft gemeinsam mit Brandenburg, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein bewerbe.

Hamburgs für Sport zuständiger Innensenator Andy Grote (SPD) sprach von den „Spielen der kurzen Wege“. Olympia werde zentral eingebettet in die Stadt, sagte er. Es werde eine ideale Verbindung zwischen Spielen und Stadt geschaffen. Genutzt würden ausschließlich bestehende, temporäre oder ohnehin geplante Sportstätten. „Keine einzige Sportstätte wird aufgrund der Olympiaplanung neu gebaut“, sagte Grote.

München will an die Erfahrungen und auch die Sportstätten der Spiele von 1972 anknüpfen, sagte Verena Dietl, Dritte Bürgermeisterin der Stadt München. Sie erinnerte daran, dass München seinerzeit erst durch Olympia zur „Weltstadt mit Herz“ geworden sei. Laut Dietl würden alle Sportstätten von 1972 genutzt. Herzstück der Spiele werde der Olympiapark sein. „München ist Olympiastadt und lebt den olympischen Gedanken“, sagte sie.

Kompakt, nachhaltig und spektakulär laute das Motto der Olympiabewerbung an Rhein und Ruhr, sagte Bernhard Schwank, Abteilungsleiter für Sport und Ehrenamt in der Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen. Kompakt sei Olympia an Rhein und Ruhr, weil dafür eine flächenmäßige Ausdehnung wie auch in Paris gegeben sei. Rund 90 Prozent der Athleten würden in einem Olympischen Dorf wohnen. Zum Stichwort Nachhaltigkeit verwies Schwank darauf, dass 95 Prozent der Sportstätten schon bestünden oder temporär errichtet würden. Spektakulär sei, dass Schwimmwettbewerbe vor 60.000 Fans in der Arena auf Schalke und Finals der großen Hallen-Ballsportarten im Düsseldorfer Fußballstadion vor 50.000 Zuschauern stattfinden könnten.