Experte fordert Vorbereitung auf Corona-Winter
Berlin: (hib/PK) Der Charité-Professor Leif Erik Sander fordert eine rechtzeitige Vorbereitung auf den Herbst und Winter, um eine mögliche neue Corona-Infektionswelle einzudämmen. Es müssten die Voraussetzungen geschaffen werden, um im Herbst schnell reagieren zu können, sagte der Mediziner, der zum Corona-Expertenrat der Bundesregierung gehört, am Mittwoch im Gesundheitsausschuss des Bundestages.
Sander sagte, es sollten die rechtlichen Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden, um frühzeitig intervenieren zu können, falls sich das Infektionsgeschehen ändere. Es sei eher nicht davon auszugehen, dass es im Herbst/Winter zu dem günstigsten angenommenen Szenario komme.
Der Experte für Infektiologie und Pneumologie verwies auf den derzeit schon teilweise hohen Krankenstand und daraus resultierenden Personalmangel auch in Krankenhäusern. Die dominante Corona-Subvariante BA5 könne vermehrt zu Lungenentzündungen führen.
Sander sprach sich dafür aus, den Zugang zu antiviralen Medikamenten zu verbessern. Es seien inzwischen sehr gute antivirale Medikamente verfügbar. Wenn diese in einem frühen Infektionsstadium gegeben würden, seien sie sehr wirksam. Daher sollten Risikopatienten früh identifiziert werden und schneller mit solchen Medikamenten versorgt werden können. Nötig seien überdies bessere Daten zur Zahl der verfügbaren Betten oder zum Pflegepersonal. Hier sei ein Echtzeitlagebild anzustreben.
Sander warb nachdrücklich für einen umfassenden Impfschutz gegen Covid-19. Durch die erfolgreiche Impfkampagne hätten Krankheitslast und Krankheitsschwere abgenommen. Bei einer nicht ausreichenden Impfung könne auch die Omikron-Variante zu schweren Verläufen führen. Sander sagte, im Oktober sei mit der Auslieferung der an die Omikron-Variante angepassten Impfstoffe zu rechnen.
Älteren Menschen über 60 Jahre oder solchen mit Vorerkrankungen empfahl der Mediziner eine vierte Impfung (Booster). Sander riet außerdem zu einer frühzeitigen Kombination mit der Impfkampagne gegen Influenza (Grippe), um eine zusätzliche Belastung des Gesundheitssystems zu vermeiden.