Parlament

Bundestag und Bürger feiern Grundgesetz-Jubiläum in Bonn und Berlin

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas hat das Grundgesetz als Fundament bezeichnet, in dem die Regeln stehen, „wie wir zusammenleben“. Das Grundgesetz müsse gelebt werden, und da habe jeder eine Aufgabe: die politischen Parteien, Gremien, die Parlamente, aber auch die Bürgerinnen und Bürger selbst sowie die Wirtschaft und der Journalismus, sagte Bas beim Fest der Demokratie in Berlin. „Alle habe ihre Aufgaben in dieser Demokratie. Wenn wir sie schützen wollen, müssen alle daran mitwirken.“

Der Bundestag beteiligte sich an den Jubiläumsfeierlichkeiten zum 75-jährigen Bestehen des Grundgesetzes, das am 23. Mai 1949 verkündet worden war. Vom 24. bis 26. Mai 2024 wurde in der Bundeshauptstadt Berlin, am 25. Mai in der Bundesstadt Bonn gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern das Fest der Demokratie gefeiert. In Berlin präsentierte sich der Bundestag rund um das Reichstagsgebäude, in Bonn im ehemaligen Plenargebäude, dem heutigen World Conference Center am Platz der Vereinten Nationen.

Reichstagsgebäude und Paul-Löbe-Haus geöffnet

Im Deutschen Bundestag konnten sich die Gäste im Reichstagsgebäude auf einer vorgegebenen Route von der Plenarsaal- über die Besucherebene bis zur Kuppel bewegen. Unterwegs erfuhren sie von Besucherführerinnen und Besucherführern Wissenswertes über interessante Orte wie den Andachtsraum oder die Abgeordnetenlobby, in der die Ausstellung „… denen mitzuwirken versagt war. Ostdeutsche Demokraten in der frühen Nachkriegszeit“ gezeigt wird. Die Ausstellung wird von der Bundesstiftung Aufarbeitung zusammen mit der SED-Opferbeauftragten präsentiert. In der Präsenzbibliothek konnte die Urschrift des Grundgesetzes besichtigt werden, die ansonsten gut gesichert und klimatisiert im Parlamentsarchiv verwahrt wird. 

Einblicke in die Arbeit des Hohen Hauses gewährtn Mitglieder des Präsidiums des Deutschen Bundestages und Abgeordnete sowie der Besucherdienst auf den Besuchertribünen. Auf der Fraktionsebene des Reichstagsgebäudes warteten Präsentationsstände und Informationen zu Karrieremöglichkeiten in der Bundestagsverwaltung. Dort stand auch eine kleine Bühne, auf der Dialogveranstaltungen mit Abgeordneten und das Bundestags-Quiz angeboten wurden. Auf der Dachterrasse konnten sich die Gäste mittels Audioguide Zugang zu weiteren Informationen verschaffen.

Rollenspiel „Forum Plenarsaal“

Im Paul-Löbe-Haus, in dem die Ausschüsse des Bundestages tagen, konnten Besucherinnen und Besucher im „Forum Plenarsaal“ selbst in die Rolle von Abgeordneten schlüpfen. Sie konnten sich an einer fiktiven Debatte über eine Änderung des Grundgesetzes beteiligen und so auf unterhaltsame Weise erleben, wie Demokratie funktioniert. 

In den Nachmittag- und Abendstunden verwandelte sich der nachgebildete Plenarsaal in eine Theaterbühne, auf der das bekannte Improvisationstheater „Theatersport Berlin“ zum Mitmachen einlud. In der Halle des Paul-Löbe-Hauses informierte außerdem die Chemnitzer Bürgerinitiative „Aktion ©“, die für eine friedliche und tolerante Gesellschaft eintritt, über ihre Arbeit. Die Ausstellung „Odyssee einer Urkunde   Die Paulskirchenverfassung vom 28. März 1849“ gewährte Einblicke in die erste Verfassung, die für alle Deutschen Gültigkeit haben sollte. 

Reichstagsgebäude festlich illuminiert

Aus Anlass des Demokratiefests wurde das Reichstagsgebäude in Berlin vom 23. bis zum 26. Mai in den Abendstunden festlich illuminiert. Zwölf leistungsstarke, fest installierte Scheinwerfer strahlten rund um die Kuppel weit in den nächtlichen Himmel. 

Die Sonderbeleuchtung wurde bereits von Sir Norman Foster beim Umbau des Reichstagsgebäudes in den 1990er-Jahren geplant und eingebaut und wird nur bei besonderen Anlässen eingeschaltet. Der Architekt selbst bezeichnet dieses Lichtkonzept als „Diamant“.

Historische Exponate und Frackausstellung in Bonn

Am Rollenspiel „Forum Bundestag“ konnten sich die Gäste auch in Bonn im ehemaligen Plenargebäude beteiligen. Beim Restaurant und im angrenzenden Garten gab es einen Hindernis-Parcours für Kinder, die ihr Wissen auch beim Kinder-Quiz testen konnten. In der Lobby präsentierte der Plenarassistenzdienst Fräcke und Frackkostüme der Saaldiener aus den Anfängen des Deutschen Bundestages bis in die heutige Zeit. Abgeordnete und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bundestagsverwaltung beantworteten Fragen rund um den Deutschen Bundestag und zum parlamentarischen Geschehen.

In Zusammenarbeit mit dem Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland wurden Exponate zu den Anfängen des Grundgesetzes und zum ersten Deutschen Bundestag gezeigt, unter anderem elf Kunstwerke von Schülerinnen und Schülern zum Parlamentarischen Rat und Fotografien von Erna Wagner-Hehmke aus der Zeit der Grundgesetz-Verabschiedung.

Gespräche mit Exil-Journalistin und Autorin

Schwarz-weiß-Aufnahme mit voll besetztem Plenaresaal in Bonn

Der Bundestag tagte bis 1999 zuletzt in dem vom Architekten Günter Behnisch entworfenen Parlamentsgebäude, hier bei einer Plenarsitzung am 10. September 1997. (© Presse-Service Steponaitis)

Eines der Highlights in Bonn war ein interaktives Dialogformat im Plenarsaal mit der ukrainischen Exil-Journalistin Lina Safronova zum Thema „Information als Waffe – Pressefreiheit in Zeiten von Krieg und Diktatur“. 

Hinzu kamen ein moderiertes Gespräch mit der Autorin Helene Bukowski über das Buch „Der nächste Redner ist eine Dame“ der Wissenschaftlichen Dienste des Bundestages und eine zusätzliche Lesung durch die Autorin. (vom/27.05.2024) 

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