Vereinbarte Debatte

70 Jahre Bundeswehr: Fraktionen würdigen Rolle der Parlamentsarmee

Anlässlich des 70. Gründungsjubiläums der Bundeswehr fand am Mittwoch, 12. November 2025, eine Vereinbarte Debatte im Bundestag statt. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) erinnerte daran, dass die Bundeswehr in ihrer 70-jährigen Geschichte stets ihre Herausforderungen gemeistert habe: als Teil der Abschreckung während des Kalten Krieges, in den vielen Einsätzen im Ausland zur Friedensbewahrung oder im Inland bei Naturkatastrophen. Aktuell stehe die Bundeswehr vor einer neuen Herausforderung: „Der Krieg ist zurückgekehrt nach Europa.“ Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine habe gezeigt, dass Deutschland seine Abschreckungs- und Verteidigungsfähigkeit wieder erhöhen müsse. Die Bundeswehr müsse kämpfen können, um nicht kämpfen zu müssen, sagte Pistorius. Dazu gehöre neben einer entsprechenden Ausrüstung auch der neue Wehrdienst.

Union: Wichtigster deutscher Beitrag für Frieden und Freiheit

Norbert Röttgen (CDU/CSU) betonte, dass die Bundeswehr sich einer großen gesellschaftlichen Akzeptanz erfreue. Dies sei bei ihrer Gründung vor 70 Jahren noch nicht so gewesen. Die Debatte über die deutsche Wiederbewaffnung sei in Gesellschaft und Bundestag höchst kontrovers gewesen. Ohne die Bundeswehr sei die Bundesrepublik nicht das, was sie heute sei. 

Ihre Gründung sei eingebettet gewesen in die Politik der Westbindung von Bundeskanzler Konrad Adenauer und habe maßgeblich zum Erlangen der staatlichen Souveränität beigetragen. In ihrer Geschichte hätte sich die Bundeswehr immer als sehr flexibel und anpassungsfähig erwiesen, um die an sie gestellten Aufgaben zu erfüllen. Bis heute sei die Bundeswehr der wichtigste deutsche Beitrag, damit Deutschland und Europa in Frieden und Freiheit leben könne, sagte Röttgen. 

AfD: Bundeswehr ist eine Erfolgsgeschichte

Hannes Gnauck (AfD) bezeichnete die Geschichte der Bundeswehr als eine „Erfolgsgeschichte“. Sie habe über 70 Jahre Frieden und Freiheit garantiert. Gnauck erinnerte daran, dass der Dienst in der Bundeswehr von Anfang an Opfer gefordert habe. Bereits 1957 seien 19 Wehrdienstleistende bei einer Übung an der Iller ums Leben gekommen und während der Starfighter-Krise seien 116 Piloten der Bundeswehr tödlich verunglückt. 

Während des ersten Auslandseinsatzes der Bundeswehr nach Ende des Kalten Krieges sei 1993 der erste Soldat erschossen worden. Bis heute fehle es den Soldaten der Bundeswehr nicht an Mut, aber an einer verantwortungsvollen politischen Führung, die nicht mit dem Leben der Soldaten spielt, betonte Gnauck.

SPD: Eine Armee der Demokratie

Falko Droßmann (SPD) betonte, dass mit der Gründung der Bundeswehr etwas Neues entstanden sei: „Keine Armee neben der Demokratie, sondern eine Armee der Demokratie.“ Dies sei unter anderem durch die Prinzipien der Inneren Führung als Leitplanken und das Selbstverständnis vom „Staatsbürger in Uniform“ ermöglicht worden. 

Durch den Mut zur Kritik von Innen, etwa durch die Hauptleute von Unna Anfang der 1970er Jahre, habe die Bundeswehr immer wieder an Stärke gewonnen. Die Bundeswehr habe in ihrer Geschichte auch immer verlässlich an der Seite der Bürgerinnen und Bürger Deutschlands – etwa im Fall von Naturkatastrophen – gestanden, lobte Droßmann.

Grüne: Nur so stark, wie die Menschen, die in ihr dienen

Sara Nanni (Bündnis 90/Die Grünen) erinnerte, dass sich Gesellschaft und Bundeswehr in den vergangenen 70 Jahren sowohl durch gute als auch schlechte Erfahrungen aneinander gewöhnt hätten. „Durch Reibung entsteht Wärme. Das sage ich ganz bewusst als Grüne.“  Die Bundeswehr sei immer nur so stark, wie die Menschen, die in ihr dienten. 

Diese Menschen hätten mutige Entscheidungen getroffen für sich, für ihre Kameraden und ihr Land im Namen Einigkeit und Recht und Freiheit. „Ganz gleich, ob sie christlich, jüdisch oder muslimisch seien“, sagte Nanni.

Linke: Auf Landes- und Bündnisverteidigung beschränken

Ulrich Thoden (Die Linke) würdigte, dass die Bundeswehr als Parlamentsarmee einen Bruch zu ihren Vorgängern, Reichswehr und Wehrmacht, vollzogen habe. Dies sei jedoch nur durch „eine Kultur der militärischen Zurückhaltung“ und auch die Friedensbewegung möglich gewesen. 

Nach Ende des Kalten Krieges sei die Friedensdividende jedoch „zum Aufbau einer Interventionsarmee“ genutzt worden. Der 20-jährige Einsatz in Afghanistan, den seine Partei immer abgelehnt habe, sei der verlustreichste Auslandseinsatz der Bundeswehr gewesen, betonte Thoden. Die Bundeswehr müsse sich auf ihren Verfassungsauftrag zur Landes- und Bündnisverteidigung beschränken und „friedensfähig“ bleiben. (aw/12.11.2025)